Marsgeologie: Orcus Patera - eine seltsame Struktur auf dem Mars

© ESA / DLR / FU Berlin, Gerhard Neukum (Ausschnitt)
© ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) (Ausschnitt)
Orcus Patera | Eine dreidimensionale Ansicht der Struktur Orcus Patera auf dem Mars zeigt das topfebene Innere der Tiefebene und ihre gebirgigen Ränder. Das vertikale Relief wurde hier zur Verdeutlichung etwa dreifach überhöht. Orcus Patera ist etwa 380 Kilometer lang. Norden ist auf diesem Bild oben.
Um Hinweise auf die Entstehung dieser merkwürdigen Struktur zu erhalten, wurde sie mit der High Resolution Stereo Camera an Bord der europäischen Sonde Mars Express in einer Auflösung von 30 Meter pro Bildpunkt fotografisch kartiert. Nach wie vor ist nicht eindeutig geklärt, wie Orcus Patera entstanden ist.
Eine Theorie vermutet, dass diese Struktur ein besonders geformter Marsvulkan ist, was auch durch seine relative Nähe zu den beiden größten Vulkanregionen des Roten Planeten begründet wird. Auch der extrem flache Boden, der nur von relativ wenigen jüngeren Einschlagkratern unterbrochen wird, ließe sich mit vulkanischen Flutbasalten erklären.
© ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)/ Orcus Patera on Mars / CC BY-SA 3.0 IGO CC BY-SA IGO (Ausschnitt)
Orcus Patera (senkrechte Ansicht) | Orcus Patera auf dem Mars zeichnet sich durch einen sehr ebenen Boden aus, es ist eine Tiefebene von rund 380 Kilometern Länge und einer maximalen Breite von 140 Kilometern. Rings um sie herum erheben sich Gebirgszüge, die bis zu 1800 Meter über die weitere Umgebung aufragen, während die Tiefebene 400 bis 600 Meter tiefer liegt als die Umgebung jenseits der Berge. Norden ist auf diesem Bild rechts.
Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Orcus Patera das Produkt eines extrem flach einschlagenden Himmelskörpers ist, der dem Mars sozusagen eine "Schramme" verpasst hat. Möglicherweise erreichte dieser Asteroid die Marsoberfläche in einem Winkel von unter fünf Grad.
Auf jeden Fall gibt es Hinweise, das starke tektonische Kräfte im Gebiet von Orcus Patera aktiv waren. An ihrem westlichen und östlichen Rand lassen sich zahlreiche, gerade verlaufende Grabenbrüche erkennen. Sie laufen quer zu den Randgebirgen und führen in das Innere der Tiefebene, wo sie dann von Sedimenten oder erstarrter Lava verdeckt werden. Im Bereich der Grabenbrüche ist ein Teil der Kruste unter nord-süd gerichtete Dehnungsspannungen geraten, dabei aufgerissen und schließlich teilweise in die Tiefe abgesackt. Benannt sind die Grabenbrüche übrigens nach dem Oberrheintalgraben im südwestlichen Deutschland, der als Prototyp für alle diese Strukturen auf der Erde und den anderen erdähnlichen Planeten gilt.
Auf der Tiefebene lassen sich Runzelrücken erkennen, die belegen, dass Orcus Patera tatsächlich auch von der Seite her zusammengeschoben wurde. Auch eine Kompression hat hier also die Region geprägt. Derzeit favorisieren die Planetenforscher den streifenden Einschlag eines Asteroiden als Entstehungsursache, der längliche Einschlagkrater wurde danach aber auch noch von geologischen Kräften aus dem Marsinneren deutlich verändert.
Tilmann Althaus
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