Organtransplantation: Klinische Studien zum Verpflanzen von Tierorganen dürfen starten

Erstmals dürfen klinische Studien starten, in denen menschliche Empfänger ein Tierorgan eingesetzt bekommen – ein Verfahren namens Xenotransplantation. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Verpflanzung von Schweinenieren genehmigt. Das teilt das Biotech-Unternehmen United Therapeutics auf seiner Website mit.
United Therapeutics darf in den USA nun entsprechende klinische Studien durchführen. Dabei sollen zunächst sechs und später bis zu 50 Nierenkranke eine Schweineniere erhalten. Auch die Firma eGenesis hat solche Studien bei der FDA beantragt. Beide Unternehmen züchten genetisch veränderte Schweine, aus denen die Transplantationsorgane gewonnen werden.
Schon in den Vorjahren hatten Mediziner vereinzelt Tierorgane in menschliche Empfänger übertragen, die Spenderorgane benötigten. Ermöglicht wurde das durch behördliche Ausnahmeregelungen für medizinische Härtefälle (»Compassionate Use«). Ein 62-jähriger nierenkranker Patient in Boston beispielsweise hatte im März 2024 eine Niere von einem gentechnisch veränderten Schwein erhalten, was ihn von der künstlichen Blutwäsche (»Dialyse«) befreite. Zwei weiteren Patienten mit Herzkomplikationen wurden in den Jahren davor genetisch modifizierte Schweineherzen eingepflanzt. Solche Eingriffe sind schwierig und bislang komplikationsreich – einerseits, weil das Verfahren neu und unerprobt ist, andererseits, weil die bisher damit behandelten Personen oft schon vorher in schlechter gesundheitlicher Verfassung waren.
Hintergrund der Xenotransplantationen ist der gravierende Mangel an menschlichen Spenderorganen. In Deutschland stehen etwa 8500 Menschen auf der Warteliste; aber nur rund 900 Personen jährlich spenden post mortem ihre Organe. Jahr für Jahr sterben Hunderte der Personen auf der Warteliste, ohne ein Spenderorgan erhalten zu haben. Mit der Xenotransplantation verbindet sich die Hoffnung, diesem Mangel entgegenwirken zu können.
Das Verfahren muss allerdings noch einige Hürden nehmen. So besteht beim Verpflanzen von Tierorganen ein hohes Risiko, dass der menschliche Körper sie abstößt. Deshalb züchten Fachleute spezielle Spendertiere, deren Erbgut so verändert wird, dass der menschliche Organismus ihre Organe möglichst gut toleriert. »Eine genetische Modifikation der Tiere ist notwendig, um die Akzeptanz ihrer Organe im menschlichen Körper zu erhöhen«, erläuterte Philipp Felgendreff, Facharzt für Transplantationschirurgie, gegenüber dem Science Media Center (SMC) Deutschland. Zudem muss verhindert werden, zusammen mit dem Spenderorgan tierische Erreger zu übertragen, die den Empfänger krank machen könnten. Und die Medizinerinnen und Mediziner müssen Kriterien dafür entwickeln, welche Patienten am ehesten für den Eingriff in Frage kommen. Die jetzt genehmigten ersten klinischen Studien sollen helfen, diese Fragen zu klären.
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