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Ornithologie: Mauersegler fallen in Kältestarre

Mauersegler sind Meister der Lüfte. Nur zum Brüten müssen sie landen. Herrscht dann schlechtes Wetter, fahren sie ihren Stoffwechsel drastisch herunter.
Mauersegler

Wenn sie nicht gerade brüten, verbringen Mauersegler 99 Prozent ihrer Zeit fliegend in der Luft und landen teilweise monatelang nicht. Für den Nachwuchs müssen jedoch selbst diese ausdauernden Flieger festen Grund aufsuchen. Schlägt dann das Wetter um und es wird kalt und feucht, so dass sich ihre Insektennahrung rar macht, setzen die Tiere auf zwei Strategien: Sie weichen zeitweilig auch über längere Distanzen in wärmere Gebiete aus. Oder aber sie fallen stundenlang in eine Kältestarre, um Energie zu sparen. Das beschreiben Arndt Wellbrock von der Universität Siegen und sein Team in den »Biology Letters«.

Die Arbeitsgruppe beobachtete über mehrere Brutzeiten hinweg dutzende Mauerseglernester unter anderem mit Temperatursensoren an den Vögeln. Dabei wies sie in mehr als 400 Fällen starke Temperaturrückgänge am Brutplatz nach: Sie sank durchschnittlich um 8,6 Grad Celsius. Die durchschnittliche Körpertemperatur der Tiere lag dann bei nur noch rund 24 Grad Celsius und damit für Vögel bemerkenswert niedrig. Im Schnitt betrug die Zeit dieser Kältestarre, auch Torpor genannt, knapp elf Stunden. In einem Fall ruhte der betroffene Vogel sogar 22 Stunden in diesem Zustand.

Auf diese Weise können die Tiere ihren Energieverbrauch drastisch senken und somit auch längere Phasen ohne Nahrung überbrücken. Während nachts die Stoffwechselrate der Mauersegler normalerweise um ein Drittel sank, reduzierte sie sich während eines Torpors um 56 Prozent. Dadurch verbrauchten sie auch bis zu 70 Prozent weniger Sauerstoff und erzeugten umgekehrt ebenso 70 Prozent weniger Kohlendioxid, wie die Wissenschaftler mit Hilfe entsprechender Sensoren in den Nestern maßen.

Dies seien sehr deutliche Belege dafür, dass Mauersegler in eine Kältestarre fallen können, und der erste Nachweis bei diesen Vögeln, wenn sie müssen, schreiben Wellbrock und Co. Womöglich gehören Segler damit zu einer frühen Entwicklungslinie der Vögel, da Torpor ein sehr ursprüngliches Merkmal von Landtieren ist.

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