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Plastikmüll im Meer: Ozean-Reinigung funktioniert nicht wie erhofft

Eine treibende Kunststoffschürze soll im Ozean Plastik einsammeln. Ein Testlauf im Müllstrudel verlief nun enttäuschend. Basiert das Projekt auf falschen Annahmen?
Plastikmüll im Ozean

Das bisher einzige Projekt, Plastikmüll im Ozean wieder einzufangen, leistet nicht, was es soll. Nach einem vier Wochen dauernden Testlauf im Großen Pazifischen Müllstrudel hat sich herausgestellt, dass das Projekt Ocean Cleanup des niederländischen Erfinders Boyan Slat keinen Plastikmüll einsammelt. Ocean Cleanup besteht aus einem über 600 Meter langem Rohr, das in einem langgezogenen Bogen an der Wasseroberfläche schwimmt und von dem eine Art Schürze drei Meter tief ins Meer reicht. In dieser Konstruktion, so der Plan, sollte treibender Plastikmüll hängen bleiben, alle paar Wochen würde ein Schiff vorbeikommen und den gefangenen Abfall einsammeln.

Unglücklicherweise sammelt sich kein Abfall. Nach Angaben des Projekts gibt es Indizien, dass Treibgut nicht hängen bleibt, sondern einfach aus der Falle wieder heraus driftet – womöglich treibe die Konstruktion zu langsam, man werde jetzt nach einer Lösung suchen. Möglicherweise allerdings leidet das Projekt Ocean Cleanup unter grundsätzlichen Mängeln, die sich nicht einfach mit technischen Anpassungen beheben lassen. Vor Beginn der Studie kritisierten Fachleute das Design, viele Fragen seien offen, darunter auch, wieviel des Plastiks in der fraglichen Meeresregion überhaupt an der Meeresoberfläche schwimmt.

Frühere Studien hatten ergeben, dass selbst schwimmfähiges Plastik regelmäßig durch Wind und Turbulenz weit unter die Oberfläche gedrückt wird – möglicherweise eine Erklärung für das Scheitern der Anlage. Die Betreiber von Ocean Cleanup sind allerdings weiterhin optimistisch, zumal sich andere Befürchtungen nach ihren Angaben nicht bewahrheitet haben. Zum einen habe ihr Müllfänger den Bedingungen des offenen Ozeans getrotzt, zum anderen sei kein negativer Effekt auf das Meeresleben der Region festzustellen. Ein grundsätzlicher Kritikpunkt steht allerdings ohnehin weiter im Raum: Die Aufräumaktion sei nur Techno-Aktionismus und Ablenkung vom eigentlichen Problem – dass nämlich überhaupt erst so viel Kunststoffabfall ins Meer gelangt.

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