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Ozeane: Giftalgenblüte bedroht außergewöhnliche Fische

Große Fetzenfische wirken märchenhaft und sind wenig mobil. Das macht sie anfällig für die extremen Bedingungen, die im Meer vor Südaustralien herrschen.
Ein gelb-grüner Fetzenfisch mit blattähnlichen Anhängen schwimmt in klarem, blaugrünem Wasser. Die Umgebung ist mit Algen bewachsen, die im Hintergrund sichtbar sind. Der Fisch ist gut getarnt und ähnelt den umgebenden Pflanzen.
Große Fetzenfische sind gut an ihre Umwelt der Tangwälder angepasst, aber das hilft nichts gegen Giftalgen.

Seit September 2024 herrscht im Meer vor der südaustralischen Küste eine ausgedehnte Hitzewelle, die mittlerweile eine ebenfalls großflächige Giftalgenblüte ausgelöst hat: Sie betrifft inzwischen nach Angaben von Adriana Vergés von der University of New South Wales in Sydney mehr als 500 Kilometer Küstenlinie in der Region und mindestens 500 Meeresarten - von Wirbellosen bis hin zu Seelöwen und Haien. Besonders starke Verluste erleiden laut einem Bericht des »NewScientist« Große Fetzenfische (Phycodurus eques), die zu Tausenden tot an den Strand geschwemmt werden: Die mit den Seepferdchen verwandte Art lebt in Seetangwäldern und ist wenig mobil, so dass sie dem Einfluss der Algenblüte kaum ausweichen kann.

Die massenhafte Vermehrung der Algenart Karenia mikimotoi begann im März 2025, begünstigt durch den aufgeheizten Ozean, der durchschnittlich 2,5 Grad Celsius zu warm ist, sowie massive Nährstoffeinträge von Land, die mit Hochwasserfluten des Flusses Murray 2022 und 2023 ins Meer geschwemmt wurden. Zudem stieg 2023 und 2024 ebenfalls außergewöhnlich nährstoffreiches Tiefenwasser vor der Küste auf, das letztlich die Algenblüte antrieb. Selbst der einsetzende Winter auf der Südhalbkugel verbesserte die Situation noch nicht, weshalb australische Wissenschaftler diskutieren, ob sie die Lage als nationale Katastrophe einstufen wollen. Dadurch könnten mehr Hilfsgelder von der Regierung bereitgestellt werden.

Neben den freigesetzten Giftstoffen leiden die Seedrachen womöglich auch direkt unter den hohen Konzentrationen der Algen im Wasser: Ihre kleinen Kiemenöffnungen könnten verstopft werden, so dass sie ersticken. Vom »NewScientist« befragte Experten befürchten, dass mit dem Verlust der erwachsenen Fetzenfische deutlich weniger Jungfische erzeugt werden; eine komplette Generation könnte dadurch ausfallen - mitten im Verbreitungsschwerpunkt der ohnehin als bedroht eingestuften Art.

Die hauptverantwortliche Algenart besitzt eine breite Temperaturtoleranz, was erklärt, warum sie selbst im australischen Winter noch blüht. Zudem kann sie sich in der Wassersäule aktiv nach oben und unten bewegen und auf diese Weise Nährstoffe in tieferen Bereichen des Meeres aufnehmen, wenn sie oberflächennah bereits aufgebraucht sind.

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