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Ozeanentstehung: Das Rote Meer teilt sich schon lange

Es ist unklar, wie alt das schmale Gewässer tatsächlich ist. Ein neues tektonisches Modell legt nahe, dass es doppelt so alt sein könnte wie bisher angenommen.
Luftbild vom Roten Meer nahe des Suezkanals.

Ozean oder kein Ozean, das ist die Frage, die die Geologenzunft beim Roten Meer schon lange umtreibt. So herrscht keine Einigkeit darüber, wie alt das schmale Gewässer zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel ist und ob sich der Grabenbruch bereits zu einem Ozeanboden entwickelt hat. Nun hat ein Team um Nico Augustin vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ein neues tektonisches Modell des Gewässers veröffentlicht, das dem Roten Meer mit 13 Millionen Jahren ein deutlich höheres Alter bescheinigt als bislang angenommen. Zudem schreibt die Forschergruppe im Fachblatt »Nature Communications«, dass unter dem Meer ein voll entwickeltes Ozeanbecken verläuft.

Das Rote Meer ist ungefähr 2250 Kilometer lang, an seiner weitesten Stelle aber nur 335 Kilometer breit. Obwohl es eher einer gigantischen Bucht gleicht, handelt es sich offenbar um einen Ozean. Der Meeresgrund lässt sich dazu allerdings nur bedingt sondieren, da er von mächtigen Sediment- und Salzschichten bedeckt wird. Um dennoch ein Bild vom Meeresboden zu gewinnen, hat das Team um Geologe Augustin die Daten von präzisen Meeresbodenkarten, Gesteinsproben sowie seismischen Informationen mit den Messungen von Schwereanomalien kombiniert. Diese verglichen sie mit den Daten Mittelozeanischer Rücken. Insbesondere die Gravitationsanomalien zeigten an, dass das Rote Meer auf einer ozeanischen Erdkruste ruht. Die Werte ähnelten dabei stark jenen an den Mittelozeanischen Rücken.

Weltweit befinden sich solche Gebirgsketten unter den Ozeanen – und zwar an so genannten Spreizungszonen. Dort grenzen Erdplatten aneinander, die durch den Druck einer darunter liegenden Magmakammer auseinandergetrieben werden, wobei beständig Gesteinsschmelze austritt und allmählich einen Gebirgszug unter Wasser ausbildet. Die Ozeane verbreitern sich dadurch.

Das ist auch im Roten Meer der Fall. Eine Bestätigung lieferte die Analyse der Gesteinsproben, die laut der Forscherinnen und Forscher geochemisch dem Material aus anderen ozeanischen Krusten ähnelt. Aus seinen Daten berechnete das Team zudem, dass sich das Rote Meer vor 13 Millionen Jahren zu spreizen begann. »Das ist mehr als das Doppelte des allgemein akzeptierten Alters«, sagt Nico Augustin laut einer Pressemitteilung des GEOMAR.

Das Rote Meer gehört zu den besonders salzreichen Gewässern der Erde. Der Grund: Es münden keine Flüsse in das Meer. Zudem verdunstet vergleichsweise viel Wasser in der klimatisch warmen Region.

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