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Paläontologie: »Schweine aus der Hölle« waren keine Raubtiere

Entelodonten waren große Säugetiere aus dem Oligozän. Ihr Gebiss führte Paläontologen aber wohl auf eine falsche Fährte. Das zeigen neue Zahnuntersuchungen.
Illustration von Daeodon
Illustration von Daeodon: Wegen ihrer Größe, des massigen Schädels und des eindrucksvollen Gebisses werden sie auch »Schweine aus der Hölle« genannt.

Vor 38 bis 19 Millionen Jahren, während des Oligo- und Miozäns, besiedelten enorme Schweineartige die Erde: die Entelodonten. Manche Arten wie Daeodon hollandi überragten viele heutige Menschen, besaßen massige Schädel und ein beeindruckendes Gebiss. Ihr Äußeres verleitete manche sogar dazu, die Tiere als »Höllenschweine« zu betiteln – auch weil man lange dachte, dass die Entelodonten mit ihren Reißzähnen andere Säugetiere erlegten und mit kräftigen Eck- und Backenzähnen Knochen zermalmten. Eine neue Untersuchung durch Florent Rivals vom ICREA in Barcelona und Co legt aber nahe, dass die Ernährungsgewohnheiten dieser Tiere vielleicht doch etwas harmloser waren, wie das Team in »Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology« schreibt.

Die Arbeitsgruppe hatte Zähne von Entelodonten und Anthracotheriidae analysiert, einer weiteren ausgestorbenen Gruppe schweine- und flusspferdartiger Säugetiere, die im Eo- und Pliozän lebten. Dem Gebiss zufolge ernährten sie sich überwiegend pflanzlich. Dazu betrachteten Rivals und Co, auf welche Weise die Zähne abgenutzt waren, und verglichen die Fundstücke mit dem Gebiss heute lebender Bären, Otter, Löwen oder Schweinen.

Die Kerben, Kratzer, Löcher und anderen Verschleißerscheinungen in und auf den fossilen Zähnen ließen die Forscher schlussfolgern, dass sich die Ernährung der Entelodonten und Anthracotheriidae von den bisherigen Annahmen unterschied. Eine Art der Gattung Anthracotherium wies zum Beispiel mehr Gruben, breitere Kerben und Schleifspuren auf als die Zähne von Entelodon magnus, die eine größere Anzahl von punktförmigen Löchern sich kreuzende Kratzer auf ihrer Oberfläche zeigten.

Ähnliche Muster finden sich etwa bei Wildschweinen, die sich omnivor ernähren, also pflanzliche sowie tierische Kost zu sich nehmen. Wildschweine erbeuten bisweilen auch bodenbrütende Vögel oder kleine Säugetiere, jagen aber nicht gezielt größere Tiere, wie dies unter anderem Braunbären tun, die ebenfalls eine omnivore Diät zu sich nehmen. Aas inklusive Knochen steht außerdem auf dem Speiseplan von Wildschweinen, allerdings knacken sie nur bei Bedarf Knochen. Insgesamt decken sie den größten Teil ihres Energiebedarfs mit Pflanzenkost und Insektenlarven, die sie im Boden finden.

Noch harmloser waren die Anthracotheriidae, die nach aktuellem Kenntnisstand reine Pflanzenfresser waren und je nach Art Blätter, Gras oder überwiegend Früchte konsumierten.

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