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Paläontologie: Ältester Friedhof der Meeressaurier gefunden

Auf Spitzenbergen offenbarten sich einzigartige Einblicke in ein untergegangenes Ökosystem. Sie zeigen, wie schnell sich das Leben nach dem Perm-Massenaussterben wieder erholte.
Eine künstlerische Darstellung einer Unterwasserszene mit prähistorischen Meereslebewesen. Im Vordergrund schwimmt ein großer, reptilienartiger Meeresbewohner mit Flossen und einem langen Schwanz. Um ihn herum sind mehrere Ammoniten mit spiralförmigen Schalen zu sehen. Der Hintergrund zeigt einen blauen Ozean mit weiteren Meeresbewohnern und kleinen Fischschwärmen. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Bewegung und Lebendigkeit in einer urzeitlichen Meeresumgebung.
Illustration des von Meeressauriern dominierten Ökosystems, das sich vor 249 Millionen Jahren im heutigen Nordatlantik entwickelt hatte.

Am Ende des Perms vor 252 Millionen Jahren fand das bislang größte Massenaussterben der Erde statt: Unerträgliche Bedingungen in den Ozeanen mit Sauerstoffarmut, Hitze und Versauerung führten zum Aussterben von mehr als 90 Prozent aller Meereslebewesen. Wie schnell sich das Leben im nachfolgenden Erdzeitalter der Trias erholte, ist ein stark diskutiertes Thema der Paläontologie. Eine auf Spitzbergen befindliche Fossilienlagerstätte liefert nun neue Hinweise, wann sich komplexe marine Ökosysteme wieder gebildet haben könnten. Das zeigen Untersuchungen von Aubrey Roberts von der Universität Oslo und ihrem Team, die zahlreiche Funde ausgewertet und bestimmt haben.

Auf der norwegischen Inselgruppe wurden alte Sedimentschichten aus der Zeit vor 249 Millionen Jahren – und damit in geologischen Maßstäben unmittelbar nach dem Massenaussterben – emporgehoben, in denen sich zahlreiche Überreste mariner Amphibien und Reptilien neben anderen Meeresbewohnern wiederfinden. Teilweise witterten diese Fossilien direkt aus Berghängen heraus, andere Versteinerungen legte das Team in Kleinarbeit frei, sodass die Forschenden am Ende mehr als 800 Kilogramm an Material analysieren konnten: von winzigen Fischschuppen über Haizähne bis hin zu großen Knochen von Meeressauriern und sogar Koprolithen, versteinertem Kot.

Die Funde belegen nach Ansicht von Roberts und Co, dass sich die marinen Ökosysteme deutlich schneller erholt hatten, als angenommen wurde: Schon nach drei Millionen Jahren lebte wieder eine große Vielfalt an Fischen, Meeressauriern oder Wirbellosen im Panthalassa-Superozean, der den Superkontinent Pangäa umgab. Die bisher gängige Hypothese ging dagegen davon aus, dass dieser Prozess schrittweise über einen Zeitraum von etwa acht Millionen Jahren verlief. Er umfasste eine stufenweise evolutionäre Entwicklung von Amphibien und Reptilien, die nacheinander offene Meeresbereiche besiedelten.

Die außergewöhnlich artenreiche Lagerstätte mit verschiedenen Ichthyosauriern auf Spitzbergen legt dagegen nahe, dass die Ursprünge der Meeresreptilien und -amphibien viel älter sind als bisher angenommen und wahrscheinlich sogar noch vor dem Massensterben am Ende des Perm-Zeitalters liegen. Das marine Massenaussterben sorgte dann für eine Art Neustart des Ökosystems mit Nischen, welche die vom Land ins Meer zurückkehrenden Wirbeltiere sowie überlebende Arten im Ozean selbst rasch besetzen konnten.

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  • Quellen
Roberts, A. et al., Science 10.1126/science.adx7390, 2025

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