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Paläontologie: Ein Dino wie ein Pinguin

Der Fund eines besonderen Dinosauriers aus der Wüste Gobi erfreut die Wissenschaft. Sein Körperbau machte ihn wohl zu einem guten Taucher und Schwimmer.
Künstlerische Darstellung des neuen Dinosauriers, der wie ein Tauchvogel aussah.
Künstlerische Darstellung von Natovenator polydontus – einem Dino, der einem Tauchvogel glich.

Heute gehört die Wüste Gobi zu den großen Trockengebieten der Erde. Doch während der Kreidezeit war die Region wohl deutlich feuchter. Das zeigt der Fund einer neuen Dinosaurierart, deren Körperbau für ein mindestens semiaquatisches Leben angepasst war: Natovenator polydontus – der »schwimmende Jäger mit den vielen Zähnen«, wie der Name übersetzt lautet – ähnelte eher einem heutigen Pinguin oder Seetaucher als den Tyrannosauriern, mit denen er verwandt war. Yuong-Nam Lee von der Seoul National University und sein Team stellen das Fossil des Tiers in »Communications Biology« vor.

Auf Grund dieser Verwandtschaftslinie gehört der Dino damit auch nicht zu den Vogelverwandten, was wiederum konvergente Evolution nahelegt: die Entstehung sehr ähnlicher Körpermerkmale und Verhaltensweisen in unterschiedlichen Tiergruppen, als Anpassung an vergleichbare ökologische Nischen. Gefunden wurde das Fossil von Natovenator polydontus bereits 2008 in der Gobi, die bekannt ist für ihre reichhaltigen Überreste aus der Ära der Dinosaurier. Und auch diese Versteinerung blieb bemerkenswert gut erhalten: Sie umfasste neben dem Schädel unter anderem die Wirbelsäule, ein Vorderbein und zwei Hinterbeine.

Bei der Rekonstruktion sahen Lee und Co, dass das Tier einen schlanken, stromlinienförmigen Körperbau und einen gänseähnlichen Hals besessen hatte, was zuvor noch nie bei einem nichtvogelartigen Theropoden nachgewiesen wurde. Auch die Ausrichtung und Form der Rippen weist starke Ähnlichkeiten mit den von Pinguinen und anderen Wasservögeln auf, die viel Zeit tauchend und schwimmend im Wasser unterwegs sind. Die Arbeitsgruppe schließt daraus, dass Natovenator polydontus ebenfalls reichlich Zeit in Seen, Flüssen oder dem Meer verbrachte.

Wahrscheinlich jagte er dort Fische, Krustentiere oder Insekten, die er mit den zahlreichen nadelartigen Zähnen im Schnabel fest packen konnte. Wann genau die Art in der Kreide existierte, ist unklar; die Forscher datieren sie auf die Zeit vor 100 bis 66 Millionen Jahren. Zur engeren Verwandtschaft des Dinosauriers gehört Halszkaraptor escuilliei, der ebenfalls in der Inneren Monogolei ausgegraben wurde und einer Mischung aus Schwan und Velociraptor gleicht.

Er gilt als einer der ersten Dinosaurier, die einen ähnlichen Lebensstil wie Wasservögel hatten, was aber von manchen Paläontologen in Frage gestellt wurde. Natovenator polydontus bestärkt die These allerdings.

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