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Paläontologie: Riesenhai beherrschte noch vor Megalodon das Meer

Das Meer der Kreidezeit war ein gefährlicher Ort: Neben gewaltigen Meeressauriern schwammen hier auch riesige Haie – viel früher als gedacht.
Eine künstlerische Darstellung eines großen Hais, der durch tiefblaues Wasser schwimmt. Der Hai ist seitlich abgebildet, mit sichtbaren Flossen und einem kräftigen Körper. Die Oberfläche des Hais zeigt eine gesprenkelte Musterung, die seine Textur betont. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Erhabenheit in der Unterwasserwelt.
Diese Illustration zeigt, wie der Riesenhai aus der Kreidezeit ausgesehen haben könnte.

Haie schwimmen bereits seit 400 Millionen Jahren in den Ozeanen der Erde. Sie überlebten selbst das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit. Die ersten Verwandten des Weißen Hais (Carcharodon carcharias) tauchten allerdings erst vor 135 Millionen Jahren auf, und sie waren mit einem Meter Länge eher klein. Wirbelfunde aus Australien legen jedoch nahe, dass diese Raubfische viel früher zum Größenwachstum ansetzten, als bislang bekannt war, wie eine Studie von Mohamad Bazzi von der Stanford University und seinem Team zeigt. Danach patrouillierten die ersten Giganten bereits vor 115 Millionen Jahren durch das kreidezeitliche Meer – 15 Millionen Jahre vor den bislang ältesten Nachweisen.

Die Arbeitsgruppe hatte fünf fossile Wirbel untersucht, die aus einer Lagerstätte nahe der nordaustralischen Stadt Darwin stammen. Sie waren bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren ausgegraben worden. Allerdings widmeten sich Wissenschaftler erst jetzt diesen Funden, die als Glücksfall für Paläontologen gelten müssen. Haie (und Rochen) gehören nämlich zu den Knorpelfischen, deren Skelett verglichen mit den Überresten von Knochenfischen nur selten den Versteinerungsprozess übersteht. Zumeist überdauern lediglich die harten Zähne, aus denen sich die Gesamtgröße der Tiere jedoch nur schwer ableiten lässt.

Ganz anders sieht es dagegen mit den versteinerten Wirbeln aus, die im Fall der australischen Haiart jeweils einen Durchmesser von zwölf Zentimetern aufweisen. Aus diesen Dimensionen extrapolierten Bazzi und sein Team eine Gesamtlänge der Fische von rund acht Metern. Das ist deutlich länger als die maximal etwa sechs Meter, die heutige Weißen Haie erreichen. Unangefochten an der Spitze bleibt jedoch Megalodon (Otodus megalodon), der mit 15 Metern Länge und mehreren Tonnen Gewicht der Gigant unter den bekannten Haiarten bleibt. Auch der planktonfressende Walhai (Rhincodon typus) wird mit bis zu zehn Metern länger.

Die noch namenlose Art aus der Kreide gehörte nach Ansicht von Bazzis Arbeitsgruppe zur Familie der Makrelenhaie, die heute unter anderem den Weißen Hai umfasst. Er war also ein Raubfisch und konkurrierte in seinem Lebensraum mit Plesio- und Ichthyosauriern um Beute; damit stand er relativ weit oder sogar ganz oben in der marinen Nahrungskette. Zahlreiche Funde aus der Fossillagerstätte bei Darwin bezeugen jedenfalls ein artenreiches Ökosystem. 

Für die Paläontologen belegt der Fund zudem, welch evolutionäres Erfolgsmodell dieser Typ von Haien ist. Seit mindestens 115 Millionen Jahren beherrschen sie die Ozeane und haben in dieser Zeit ihren Körperbau und andere Eigenschaften nahezu unverändert beibehalten.

  • Quellen
Bazzi, M. et al., Communications Biology 10.1038/s42003–025–08930-y, 2025

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