Direkt zum Inhalt

Corona-Pandemie: Neue Corona-Variante in Afrika unter Beobachtung

In Angola hat man mit A.VOI.V2 eine neue Corona-Variante von Interesse entdeckt. Sie weist mehr Veränderungen als jede andere bekannte Mutation. Mit welchen Folgen, ist unklar.
Angolas Regierung hat Labore aus China für den Nachweis von Coronaviren angeschafft.

Einblick in Afrikas Seuchengeschehen erlaubt eine Richtlinie von Angolas Regierung. Dank der strikten Regeln für Tests und Quarantäne von Flugreisenden mit Covid-19-Symptomen konnten Fachleute zahlreiche Infizierte finden, darunter Menschen mit den Sars-CoV-2-Varianten B.1.1.7 sowie B.1.351. Zusätzlich beherbergten Reisende aus Tansania eine bisher unbekannte Variante – A.VOI.V2 genannt. Sie trägt mehr Mutationen in ihrem Erbgut als jede zuvor entdeckte Viruslinie.

Mindestens 31 Mutationen lägen in ihrem Genom vor, berichtet ein Team um den Infektionsforscher Tulio de Oliveira in einer bislang ungeprüften Vorabveröffentlichung auf MedRxiv. Die neue Variante weise bis zu 40 Mutationen auf, gab wiederum John Nkengasong am 1. April 2021 auf einer Pressekonferenz laut dpa bekannt. »Das ist sicherlich eine Variante, die Anlass zur Sorge gibt«, sagte der Leiter der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC weiter.

Ob 31 oder 40: Keine der bisherigen Varianten weist mehr Veränderungen auf. Inwiefern A.VOI.V2 deshalb ansteckender ist als die anderen Formen, ob es zu besonders schweren Verläufen führt und wie Impfstoffe davor schützen, ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen, da noch nicht ausreichend untersucht. Unklar ist zudem, ob A.VOI.V2 aus Tansania stammt oder die Reisenden es auf dem Weg nach Angola an anderen Grenzen aufgenommen haben.

Wie entwickelt sich die Pandemie? Welche Varianten sind warum Besorgnis erregend? Und wie wirksam sind die verfügbaren Impfstoffe? Mehr zum Thema »Wie das Coronavirus die Welt verändert« finden Sie auf unserer Schwerpunktseite. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Eine »pretty mind blowing« Entdeckung

Die Variante ist jedenfalls ein Beleg dafür, wie anpassungsfähig der Erreger ist. »Wenn ihr denkt, Sars-CoV-2 wäre ein sich langsam entwickelndes Virus, überlegt noch mal«, schreibt daher der Infektionsforscher Kristian Andersen auf Twitter. Die Entdeckung der Kollegen sei »pretty mind blowing«.

Zu den Spike-Mutationen gehören laut der Vorab-Veröffentlichung drei Substitutionen in der Rezeptor-Bindungsdomäne (R346K, T478R und E484K); fünf Substitutionen und drei Deletionen in der N-terminalen Domäne, von denen einige innerhalb des antigenen Supersites liegen (Y144?, R246M, SYL247-249? und W258L)4; und zwei Substitutionen neben der S1/S2-Spaltstelle (H655Y und P681H). Mehrere dieser Mutationen sind auch in anderen möglicherweise gefährlichen Viruslinien vorhanden und verbreiten sich unter positiver Selektion weiter.

Laut Nkengasong von Africa CDC gibt es nun ein Überwachungssystem in Tansanias Nachbarländern, während die Mutante in Südafrika untersucht werde. Auf dem Kontinent wurde in 18 Ländern laut CDC mittlerweile die hochansteckende, zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 nachgewiesen, in 18 weiteren die südafrikanische Variante B.1.3.5.1. Seit Beginn der Pandemie gab es insgesamt mehr als 40 Millionen Tests in Afrika. Allerdings ist davon auszugehen, dass zahlreiche Fälle nicht erkannt oder gemeldet werden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.