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Pandemieeffekt: Lockdown bremste offenbar Schneeschmelze

Im Industal legte sich 2020 weniger Feinstaub ab. Auch auf Schneeflächen. Das beeinflusste womöglich die Reflexion der Sonnenstrahlen und die Schmelze eisiger Massen.
Lamayuru-Kloster im Industal im indischen Ladakh vor Schnee bedeckter Bergkette des Himalaja.

Weltweit verhängen Regierungen Ausgangssperren. Welche Effekte sich dabei neben einer reduzierten Verbreitung des Coronavirus ergeben können, berichtet nun eine Forschergruppe um Edward Bair von der University of California in Santa Barbara in »PNAS«: In der Region um das Industal sei 2020 deutlich weniger Schnee geschmolzen als im Jahresmittel der beiden Jahrzehnte zuvor. Als wahrscheinlichsten Grund nennen die Forschenden den verminderten Ausstoß von Feinstaub und Rußpartikeln. In der Folge hätten sich weniger Reste aus der Verbrennung fossiler Stoffe auf Schneeflächen abgesetzt. Damit sei mehr Sonnenlicht reflektiert worden, ergo weniger Schnee geschmolzen.

Sauberes Wasser aus Gletschern und Schneemassen versorgt weltweit zwei Milliarden Menschen. Im Industal allein sind es immerhin 300 Millionen Menschen. Die profitierten nun offenbar von der reduzierten Mobilität und dem veränderten Industriegeschehen während der Pandemie. 2020 seien 30 Prozent weniger dunkle Partikel auf Schneeflächen niedergegangen als im Mittel der letzten 20 Jahre, schreiben Bair und sein Team. Ungefähr 6,55 Kubikkilometer Schnee und Eis seien deshalb nicht geschmolzen und als Wasser versickert. Die Wissenschaftlergruppe werteten für ihre Studie die Daten aus der Fernerkundung aus, die aus dem Frühjahr und Sommer 2020 stammen.

Ob die Ausgangssperren und die saubere Schneedecke tatsächlich unmittelbar zusammenhängen, müsste nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher aber noch durch Proben erhärtet werden. Erst wenn klar sei, welche Art von Feinstaub im Industal den Schnee bedeckte, ließe sich eine Kausalität zwischen Lockdown und Klimaeffekt herstellen. »Geht man davon aus, dass die Lockdowns der Grund waren, dann belegt diese Studie, wie sich Veränderungen im menschlichen Verhalten auf die Wasserversorgung von Milliarden von Menschen auswirken können«, schreiben Bair und sein Team in »PNAS«.

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