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Pantanal: Millionen tote Tiere nach Bränden

Das Pantanal ist das größte Feuchtgebiet der Erde. Doch eine katastrophale Dürre führte 2020 zu riesigen Feuern. Die Folgen für die Tierwelt waren verheerend.
Vogel landet nach Waldbrand

Das Jahr 2020 war eines katastrophaler Waldbrände: Weltweit vernichteten Feuer Millionen Hektar Land. Besonders hart betroffen waren Teile des Pantanals in Brasilien – eigentlich das größte Feuchtgebiet der Erde. Doch eine verheerende Dürre und begünstigende politische Entwicklungen sorgten dafür, dass etwa ein Fünftel des Sumpfgebiets abbrannte. Dadurch starben mindestens 17 Millionen Tiere, schätzt ein Team um Walfrido Tomas vom Forschungsinstitut Embrapa Pantanal in einer Studie im Journal »Scientific Reports«. Das Pantanal gilt als ein Zentrum der Artenvielfalt und lockte vor der Coronakrise zahlreiche Ökotouristen auf der Suche nach Jaguaren oder Hyazintharas an.

Für ihre Untersuchung zählte die Arbeitsgruppe entlang verschiedener Transekte 48 Stunden, nachdem das Feuer durchgezogen war, alle toten Tiere, die sie finden konnte. Insgesamt zählten sie dabei mehr als 300 Kadaver, woraus sie dann die Gesamtzahl der toten Tiere im gesamten Gebiet hochrechneten. Betroffen waren vor allem kleinere Lebewesen wie kleine Schlangen, Nagetiere und verschiedene Vögel. Die Wissenschaftler entdeckten zudem tote Affen, eine Anakonda und Gürteltiere, jedoch keine der typischen großen Tierarten wie Jaguare, Hirsche, Tapire, Nabelschweine oder Mähnenwölfe.

Dies bedeute allerdings nicht, dass diese nicht betroffen gewesen seien, schreiben Tomas und Co. In zahlreichen Berichten wurden schwer verletzte oder sterbende Großtiere vermeldet, die von freiwilligen Helfern oder Feuerwehrleuten gefunden und in Rettungsstationen gebracht wurden. Diese mobilen Tiere konnten sich also teils verletzt vor dem Feuer anfänglich in Sicherheit bringen, erlagen dann aber oft im Anschluss ihren Brandwunden.

Die Studie liefert daher wohl nur eine grobe Schätzung der Verluste. Das räumen auch die Autoren ein: Womöglich verendeten viele Tiere in unterirdischen Bauten oder starben erst später an ihren Wunden, Rauchvergiftungen oder durch Hunger, weil sie keine Nahrung finden konnten. Dann wären die Opferzahlen noch deutlich höher. Umgekehrt brannte es wohl nicht in allen Regionen so intensiv wie im Untersuchungsgebiet, was die Todesrate verringern würde.

Feuer gehören zum natürlichen Bestandteil des Pantanal-Ökosystems. Allerdings brennen sie normalerweise nur kleinräumig und nicht derart ausgedehnt wie 2020, als knapp 40 000 Quadratkilometer zerstört wurden. Neben der lang anhaltenden Trockenheit 2020 begünstigte die Politik diese Brände: Bislang dominierte extensive Viehwirtschaft die Region, doch dringen zunehmend Sojabauern in das Gebiet vor. Um Land für den Anbau wie für neue Weiden zu roden, setzen die Landwirte regelmäßig Feuer ein, die letztlich völlig außer Kontrolle gerieten – obwohl ein Brandrodungsbann erlassen worden war. Die Regierung Bolsonaro hatte jedoch Feuerwehren wie Umweltbehörden die finanziellen Mittel stark gekürzt, so dass diese nicht gegen die Brandstifter vorgehen konnten.

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