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Paläontologie: Panzerwurm aus der Urzeit

Im Jahr 1857 stießen Forscher in Ablagerungen auf die Abdrücke eines seltsamen Lebewesens. Es war vermutlich kaum größer als ein Fingernagel und trug einen länglichen Rückenpanzer aus Kalk. Während des mittleren Paläozoikums bevölkerte das bizarre Geschöpf mit seinen Verwandten weltweit den Meeresboden. Bis heute blieb allerdings unklar, was für Tiere die Machaeridiae, wie sie genannt wurden, eigentlich waren. Nicht einmal der Stamm ließ sich bestimmen. Handelte es sich um Mollusken, Gliederfüßer oder Ringelwürmer? Abdrücke der schnell verfallenden Weichteile, die eine genauere Taxierung ermöglicht hätten, waren nirgends aufzufinden.

Erst jetzt ließen sich die Familienverhältnisse endlich klären. Den Schlüssel lieferte ein neues Fossil aus dem Südosten Marokkos, das Paläontologen um Derek Briggs von der Yale-Universität in New Haven (Connecticut) entdeckt haben. Dem mit 480 Millionen Jahren ältesten Machaeridiae-Abdruck fehlt zwar der Kopf, doch lässt er erstmals den Körper des Tiers erahnen. Dieser besteht demnach wie bei Würmern aus zahlreichen Segmenten. Aus ihnen ragen seitlich jeweils paarweise mit Borsten bestückte Fortsätze heraus, die den beinartigen Parapodien der Ringelwürmer ähneln.

Vermutlich waren die Machaeridiae ein Produkt der Kambrischen Explosion vor 540 Millionen Jahren. Warum sie allerdings im Unterschied zu all ihren heutigen Verwandten einen Panzer aus Kalkplatten trugen, ist noch ebenso rätselhaft wie der Grund ihres plötzlichen Verschwindens vor etwa 275 Millionen Jahren.

Christoph Marty

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