Direkt zum Inhalt

Parasiten: Was die alten Römer am Hadrianswall plagte

An den Grenzen des Römischen Reiches ging es oft wild und unhygienisch zu – zumindest gemessen an römischen Maßstäben. Das zeigt eine Untersuchung an antiken Latrinen.
Eine weitläufige Landschaft mit sanften Hügeln und einer historischen Steinmauer, die sich durch die Szene zieht. Im Hintergrund sind ein See und bewaldete Bereiche zu sehen. Der Himmel ist klar und blau, was auf einen sonnigen Tag hindeutet.
Der Hadrianswall sollte die römischen Besitztümer in Britannien gegen den »wilden Norden« abgrenzen.

Verglichen mit den Zuständen in anderen Teilen Europas galten die Sanitäranlagen des alten Roms als sehr fortschrittlich: Sie dämmten die Verbreitung von Darmparasiten zwar nicht gänzlich ein, waren aber doch deutlich hygienischer als die Plumpsklos und anderen Möglichkeiten der Notdurft in germanischen oder slawischen Siedlungsgebieten. Ihre Standards hielten die antiken Römer jedoch nicht überall ein, wo sie Fuß fassten – im Gegenteil: In der Befestigungsanlage Vindolanda am Hadrianswall stationierte römische Soldaten litten wohl ziemlich heftig unter tierischen Mitbewohnern, wie eine Studie von Marissa Ledger von der McMaster University in Hamilton und ihrer Arbeitsgruppe andeutet: Sedimente aus Latrinen des Forts waren voll mit parasitären Spuren.

Mehrere Hundert Jahre waren hier römische Soldaten stationiert, welche die Ländereien südlich des Walls gegen die Bewohner des Nordens verteidigen sollten. Sie entleerten sich in Gemeinschaftstoiletten, deren Abwasser über eine Drainage aus der Anlage in einen Fluss geführt werden sollte. Aus diesem Ausguss zogen die Wissenschaftler rund 60 Proben, die sie im Labor unter anderem auf Überreste von Darmparasiten analysierten. Tatsächlich wiesen zahlreiche Proben die Eier von Faden- und Peitschenwürmern auf, die relativ robust sind und lange in Sedimenten überdauern können. Daneben fanden sie noch Spuren des einzelligen Parasiten Giardia duodenalis – der erste Nachweis davon im römischen Teil Britanniens.

Alle drei Parasiten lösen mitunter schwere Magen-Darm-Erkrankungen aus, die für Kinder, ältere und immungeschwächte Menschen lebensbedrohlich sein können. Sie werden vom Darm über ungewaschene Hände oder kontaminierte Gegenstände zum Mund übertragen, was bis heute unter unhygienischen Bedingungen vorkommt. Entsprechende Infektionen waren daher auch in der Antike häufig.

Sanitäranlagen wie Latrinen oder Badehäuser und die Wasserversorgung über Aquädukte verbesserten die Hygiene und Geruchsbelästigung zwar und dämmten Krankheiten wohl durchaus ein. Doch nutzten diese öffentlichen Bedürfnisanstalten viele Menschen, sodass ebenso viele Personen mit Fäkalien und darin ausgeschiedenen Parasiten in Kontakt kamen. Der potenziell daraus resultierende Durchfall schloss den Kreis zumindest für die unerwünschten Darmmitbewohner wieder.

  • Quellen
Ledger, M. et al., Parasitology 10.1017/S0031182025101327, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.