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News: Perlen auf dem Mars

Obwohl die Forscher in ihrer berühmt gewordenen Veröffentlichung von 1996 allein aus der Vielzahl ihrer Beobachtungen in einem Marsmeteoriten darauf schlossen, dass es auf dem Mars Leben gegeben haben könne, war die Kritik an ihrer Arbeit groß. Einige der Beteiligten ließen sich nicht entmutigen und stießen nun in jenem Marsmeteoriten nicht nur auf Magnetitkristalle, die den Magnetosomen bestimmter Bakterien zum Verwechseln ähnlich sind, sondern auch auf Zellmembranen.
Wenn es um den Beweis von Leben auf dem Mars geht - selbst wenn es fossiler Natur ist - ist die Fachwelt nur noch schwerlich zu beeindrucken. Allzu gut ist die Blamage in Erinnerung, nachdem Science am 16. August 1996 Aufnahmen möglicher Bakterien aus einem Brocken Marsgestein abbildete. Wenngleich die Forscher seinerzeit vorsichtig argumentierten und auch das Gegenteil nicht zu beweisen war, dass also die Strukturen eindeutig anorganischen Ursprungs sind oder nachträglich auf der Erde entstanden, waren die Schlagzeilen über Leben auf dem Mars nicht aufzuhalten - und der Ruf der Forscher beinahe ruiniert. Doch in genau jenem Marsmeteoriten ALH 84001, der 1996 durch alle Medien ging, stießen einige von denen, die damals schon dabei waren, nun erneut auf Strukturen, welche ihrer Meinung nach nur von Bakterien stammen können.

Gemeint sind winzige Kristalle des Eisenminerals Magnetit. An sich nichts Aufregendes, denn dieses Mineral bildet sich unter vielerlei Umständen und war bereits in besagtem Science-Artikel beschrieben worden. Das besondere an diesen Kristallen ist indes, dass sie entlang einer Perlenschnur aufgereiht sind. Die Arbeitsgruppen von Kathie Thomas-Keprta vom Johnson Space Center und Imre Friedmann vom NASA Ames Research Center sind darüber hinaus überzeugt, dass sich auf den elektronenmikroskopischen Bildern zudem Zellmembranen erkennen lassen, für sie eindeutiger Beweis des biologischen Ursprungs.

Die Organismen, die für solche Strukturen verantwortlich sind, gibt es auch auf der Erde. Hier finden sich die so genannten magnetotaktischen Bakterien in anaeroben, also sauerstofffreien, Wasserschichten und Sedimenten. Sie verfügen über Magnetosome, in denen sie das magnetische Eisenoxid Magnetit (Fe3O4) nutzen, um sich im Erdmagnetfeld zu orientieren. Schon 1996 spekulierten die Forscher um David McKay vom Johnson Space Center in Science, dass die Magnetitkristalle den irdischen Magnetosomen ähnlich sehen. Bilder, welche die perlenschnurartige Anordnung der Kristalle zeigen, gab es seinerzeit aber noch nicht.

Dass jene Strukturen, die den magnetotaktischen Bakterien so ähnlich sehen, nachträglich entstanden - als der Meteorit also längst auf irdischem Boden lag - schließen die Forscher aus. Sie stießen tief im Inneren des kompakten, kartoffelgroßen Gesteinsbrocken auf die Magnetitketten.

ALH 84001 fiel vor etwa 13 000 Jahren in das Eis der antarktischen Allan Hills und wurde dort 1984 gefunden. Seine Reise zur Erde trat er allerdings schon vor rund 3,9 Milliarden Jahren an, nachdem er infolge eines Asteroideneinschlags aus dem Schwerefeld des Planeten herausgeschleudert wurde. Sollte es sich also in der Tat um Mikroorganismen handeln, so haben sie rund 400 Millionen Jahre vor den ältesten irdischen Fossilien gelebt.

Kritiklos akzeptiert werden die Ergebnisse der beiden Arbeitsgruppen dennoch nicht. So wundert sich Ralph Harvey vom Department of Geological Sciences der Case Western Reserve University, dass die Forscher so viele Magnetkristalle fanden, aber nur solche beschrieben, die auf einen bakteriellen Ursprung hinwiesen. Harvey hatte sich schon 1996 gegen die veröffentlichen Hinweise auf fossile Mikroorganismen in jenem Meteoriten gewandt und mahnt bei den neuen Bildern zur Vorsicht. Colin Pillinger vom Planetary and Space Sciences Research Institute der Open University moniert hingegen die Selbstsicherheit, mit der die amerikanischen Kollegen nun behaupten, es habe Leben auf dem Mars gegeben. Seiner Meinung können allein organische Überreste einstigen Lebens eine so eindeutige Aussage rechtfertigen.

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  • Quellen
Proceedings of the National Academy of Sciences 98/5 (2001)
Science 273: 924–930 (1996)

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