Direkt zum Inhalt

Perm-Trias-Massenaussterben: Der Weltuntergang begann an Land

Was löschte einst fast das gesamte Leben auf dem Planeten aus? Neue Daten sprechen für eine komplizierte Abfolge mehrerer einzelner Faktoren.
Vulkankegel mit gelbem Himmel.

Die größte Katastrophe der Erdgeschichte war komplizierter als gedacht. Das zeigen genaue Altersdaten aus Südafrika, nach denen das Leben an Land während des Perm-Trias-Massenaussterbens etwa 300 000 Jahre früher ausstarb als im Meer. Eine Arbeitsgruppe um Robert Gastaldo vom Colby College in Waterville analysierte das Alter von Zirkonen in Vulkanasche, die sich kurz nach der Vernichtung von 70 Prozent aller Landwirbeltier-Familien ablagerte. Die Schichten stammen aus dem Karoo-Becken in Südafrika, in dem sich die Abfolge der Tierarten an Land ziemlich exakt verfolgen lässt.

Diese Kristalle, die in der Magmakammer von Vulkanen entstehen und durch ihren Gehalt an Uran und Blei sehr genaue Altersbestimmungen erlauben, bildeten sich vor 252,2 Millionen Jahren. Gesteinsschichten in China, die das Ende von 95 Prozent aller Lebewesen im Meer markieren, lagerten sich dagegen erst vor 251,9 Millionen Jahren ab. Das Ereignis betraf damit nicht nur Kontinente und Ozeane unterschiedlich, sondern möglicherweise auch Nord- und Südhalbkugel. Das zeigt nach Ansicht der beteiligten Fachleute, dass verschiedene Faktoren das Leben an Land und im Meer auslöschten und der Ablauf des Weltuntergangs komplexer war als bisher vermutet.

Ursache des beispiellosen Massenaussterbens an der Perm-Trias-Grenze vor etwa 252 Millionen Jahren war nach Ansicht fast aller Fachleute eine Serie von gigantischen Vulkanausbrüchen. Über einen Zeitraum von einer Million Jahren lagerten sich dabei im heutigen Sibirien mehrere Kilometer dicke Schichten aus Lavaströmen ab. Am Ende dieses Ereignisses waren Meere und Kontinente leblose Wüsten. Das Leben brauchte mehr als fünf Millionen Jahre, um sich wieder weltweit zu verbreiten; noch 50 Millionen Jahre später prägte die Katastrophe die Ökosysteme der Ozeane.

Umstritten ist allerdings, welche genauen Effekte den Großteil allen Lebens von der Erde tilgten und wie lange das dauerte. Die neuen Ergebnisse deuten nun darauf hin, dass die Kontinente durch andere Faktoren entvölkert wurden als die Meere – und dass das deutlich früher passierte. Eine mögliche Ursache dieser Abfolge ist zum Beispiel, dass bereits sehr früh vulkanische Gase die Ozonschicht zerstörten – das stärkere UV-Licht hätte nach dieser Vermutung die Pflanzenwelt dezimiert und die Nahrungsketten an Land vernichtet.

Wasser dagegen lässt UV-Strahlung nicht durch, so dass erst lang anhaltende chemische Veränderungen durch die Vulkane die Meere »umkippen«. Ein mögliches Indiz für diesen Ablauf – genauer gesagt für den Untergang der Landpflanzen als ersten Akt des Dramas – bot im Januar 2019 ein ähnlicher Befund aus Australien. Demnach starben die Landpflanzen in hohen Breiten der Südhalbkugel sogar schon 400 000 Jahre vor dem Exitus im Meer. Allerdings gibt es eine ganze Reihe konkurrierender Erklärungen und Befunde, so dass der genaue Ablauf des Weltuntergangs weiter rätselhaft bleibt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.