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News: Pflug oder Spritze

Langfristige Bodenbearbeitungsversuche auf unterschiedlichen Standorten führen laut Dr. Friedrich Tebrügge und Jarmila Abelsova von der Universität Gießen zu deutlichen Differenzierungen: Eine intensive Bodenbearbeitung wirkt negativ auf die Ausbildung von Poren im Boden und führe zu einer verminderten Versickerungsleistung. Demgegenüber begünstigt die Direktsaat, bei der an der Bodenoberfläche nur schmale Säschlitze gezogen werden, Entwicklung und Aktivität der Regenwürmer. Dadurch entsteht ein stabiles und gut funktionierendes System von Grobporen, das den Boden durchzieht, Überschußwasser rasch in tiefere Bodenschichten ableitet und damit der Bodenerosion entgegenwirken kann.
So sei unter langjähriger Direktsaat die Anzahl der Poren, die von Regenwürmern und Pflanzenwurzeln geschaffen wurden, im Vergleich zur gepflügten Variante um den Faktor zwei bis fünf angewachsen; der Einsatz eines Grubbers habe zu einer Mittelstellung zwischen der Direktsaat und dem Pflügen geführt. Die starke Wirkung des Pfluges erklärt sich nach Aussagen der Wissenschaftler vom Institut für Landtechnik der Universität Gießen über den direkten Einfluß einer wendenden Bodenbearbeitung: neben der mechanischen Zerstörung des Bodengefüges, dem Vergraben von pflanzlicher Substanz als Nahrungsgrundlage, der Einwirkung des ultravioletten Lichts auf die Tiere und dem Verschütten der Jungtiere und Kokons in tiefere Bodenschichten sei auch die Austrocknung der Jungtiere und Kokons an der Bodenoberfläche maßgeblich.

Wird die Bearbeitungsintensität jedoch vermindert, so führt dies nach den Erkenntnissen, die weltweit mit reduzierter Bodenbearbeitung vorliegen, zwangsläufig zu anderen pflanzenbaulichen Herausforderungen. Die "phytosanitäre" – das heißt für die Pflanzengesundheit förderliche Wirkung des Pfluges –, mit dem Unkräuter, Krankheitserreger und Schädlinge zum Teil "vergraben" und damit zurückgedrängt werden können, steht bei der reduzierten Bodenbearbeitung bzw. bei der Direktsaat nicht mehr zur Verfügung. Hier sind neben den nur eingeschränkt vorhandenen Möglichkeiten, solche "phytosanitären" Effekte über die Gestaltung der Fruchtfolge zu erzielen, andere Mittel und Wege – wie etwa der chemische Pflanzenschutz – unverzichtbar. Alternative Anbauverfahren, die eine Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel ablehnen, erkaufen dies damit, daß sie weiterhin nicht auf die intensive Bodenbearbeitung mit dem Pflug verzichten können (Landtechnik 1/99).

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