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Bakteriophagen: Trainierte Viren sind bessere Bakterienkiller

Bootcamp für freundliche Killerviren: Nach 30 Tagen »Training« töten Phagen eine größere Bandbreite gefährlicher Krankenhauskeime. Das weckt neue Hoffnung im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.
Wenn Phagen – Bakterienviren – ihre spezifischen Bakterien finden, können sie diese unter den richtigen Umständen rasch völlig vernichten.
Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien angreifen. Allerdings nur ganz bestimmte Abstammungslinien von ihnen – bisher ein erhebliches Problem. (Illustration)

Seit Jahrzehnten gelten Viren, die Bakterien töten, als hoffnungsvoller Ersatz für die immer häufiger unwirksamen Antibiotika. Die Bakteriophagen genannten Mikrobenkiller erlegen auch solche Bakterien, die gegen fast alle Wirkstoffe resistent sind, insbesondere die berüchtigten Krankenhauskeime. Der Nachteil bisher: Man muss zu jeder Infektion mühevoll das passende Virus auftreiben. Doch das könnte sich nun ändern.

Die Bakteriophagen lassen sich nämlich »trainieren«, eine größere Bandbreite von Bakterienlinien anzugreifen, wie ein Team um David T. Pride von der University of California in San Diego zeigt. In den jetzt in der Fachzeitschrift »Nature Communications« beschriebenen Versuchen griffen die beiden untersuchten Phagen nach dem Training bis zu 60 Prozent der in der Studie verwendeten Bakterienstämme an. Vor dem Training waren es lediglich 27 und 42 Prozent. Zusätzlich erwiesen sich die trainierten Phagen als effektiver gegen ihre Zielbakterien.

Die Arbeitsgruppe untersuchte den berüchtigten Krankenhauskeim Klebsiella pneumoniae, der oft gegen mehrere Antibiotikaklassen resistent ist, sowie zwei seiner Phagen, Ace und APV genannt. Sie ließ die Bakteriophagen für 30 Tage zusammen mit den Bakterien evolvieren. Basierend auf früheren Experimenten wussten die Fachleute, dass die Bakterien anfangen würden, Resistenzmechanismen gegen die Phagen zu entwickeln. Zudem vermuteten sie, dass das wiederum zwei erwünschte Effekte auf die Phagen hätte.

Zum einen nämlich sollten die Phagen ihrerseits Gegenmaßnahmen gegen diese Mechanismen ansammeln. Zum anderen rechneten die Forschenden damit, dass die Viren ihre Bandbreite an möglichen Wirten erweitern würden, um solchen Resistenzen besser ausweichen zu können. Beides sollte dazu führen, dass die Viren mehr unterschiedliche Abstammungslinien von Klebsiella pneumoniae infizieren.

In mehr als der Hälfte der einzelnen Experimente bestätigte sich diese Annahme. Die Phagen infizierten einen größeren Anteil der 59 Bakterienproben, an denen die Fachleute die Viren testeten. Das Team identifizierte außerdem die Erbgutbereiche, in denen sich die Veränderungen niederschlugen. Zusätzlich hinderten die trainierten Bakteriophagen ihre Wirtsbakterien über längere Zeiträume am Wachsen. Nach Ansicht des Teams um Pride deuten die Resultate darauf hin, dass sich so auch gegen andere Bakterienarten Phagen züchten lassen, die mehr Versionen dieser Erreger töten. Solche Viren hätten eine größere Chance, gegen Infektionen mit diesen Bakterien zu wirken, und könnten die Suche nach geeigneten Phagen deutlich erleichtern.

  • Quellen
Ghatbale, P. et al., Nature Communications 2025, 10.1038/s41467–025–66062–7

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