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Kometenlandung: Philae ein Jahr später: Mit beiden Beinen auf dem Boden

Eine neue Animation zeigt, wie Philae vor einem Jahr auf dem Kometen landete. Inzwischen ist klar: Die Sonde steht auf festem Boden und konnte sogar den Untergrund abklopfen.
Philae (künstlerische Darstellung)

Vor exakt einem Jahr, am 12. November 2014, unternahm der Kometenlander Philae seinen gewagten Abstieg auf die Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Weil jedoch die Harpunen nicht zündeten, die die Sonde im Untergrund verankern sollten, prallte Philae wieder ab und kam in einem nicht optimalen Landegebiet zur Ruhe. Seitdem versuchen die Ingenieure im DLR-Kontrollzentrum in Darmstadt, mit der Sonde Kontakt aufzunehmen – mit wechselndem Erfolg.

Nun zeigen Daten, die Philae nach der Landung noch gewinnen konnte, dass er mit allen drei Beinen eine gute Verbindung zum Untergrund hat. Sollte es dem Kontrollteam gelingen, einen stabilen Kontakt mit der Sonde aufzubauen, ließen sich womöglich schnell weitere Messungen durchführen.

© ESA
Flug über den Kometen
Auf Basis der Daten von Philae und Rosetta lässt sich der Abstieg der Sonde auf die Kometenoberfläche rekonstruieren. Fehlende Verankerung führte dazu, dass Philae über die Oberfläche taumelte und erst spät zum Stillstand kam.

Zudem sind in den Beinen sind Sensoren enthalten, mit denen sich akustische Messungen vornehmen lassen. Das Instrument mit dem Namen SESAME horcht auf Schallwellen, die von der Hammersonde MUPUS erzeugt werden. Deren Klopfen soll den Wissenschaftlern mehr über den inneren Aufbau des Kometen verraten. Die in den ersten Stunden nach der Landung vorgenommenen seismischen Messungen – die ersten ihrer Art seit der Apollo-17-Mission in den 1970ern – verraten, dass 67P aus sehr lockerem, porösem Material besteht: In massivem Eis liege die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls bei knapp zwei Kilometern pro Sekunde. "Wir haben aber eine Geschwindigkeit von nur rund 100 Metern in der Sekunde gemessen", erklärt Martin Knapmeyer, Planetenforscher vom DLR.

Allerdings konnte die Hammersonde nur wenige Zentimeter in den Untergrund vordringen. "Das könnte daran liegen, dass die oberste Schicht besonders hart und gesintert ist und knapp darunter eine Schicht aus lockerem Material liegt", sagt Tilman Spohn, wissenschaftlicher Leiter des MUPUS-Instruments und ebenfalls Planetenforscher am DLR.

Komet und Lander sind zurzeit 245 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, schreibt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in einer Mitteilung zum Jahrestag. "Pro Kometentag von 12,6 Stunden steht Philae im Moment rund vier Stunden in der Sonne", erklärt darin der technische Manager des Landers am DLR, Koen Geurts. "Das reicht, um ihn mit Energie zu versorgen." Allerdings würden die Bedingungen auf dem Kometen – und somit die Möglichkeit für Philae, mit seinem Team am Boden Kontakt aufzunehmen – in den nächsten Wochen schlechter. "Durch die zunehmende Entfernung von der Sonne wird die zur Verfügung stehende Energie weniger, und auch die Temperatur im Inneren des Landers wird kälter." Sinkt die Temperatur im Inneren von Philae unter minus 51 Grad Celsius, schaltet sich der Lander nicht mehr ein und ist nicht mehr betriebsbereit. Dieser Fall werde wohl spätestens im Januar 2016 eintreten – und Philaes Mission definitiv beenden.

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