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News: Picknick für Bakterien

Jeder hat so seine Vorstellungen von Picknickplätzen und den Leckereien, die zum Anlaß passen: Auch Bakterien. Nicht genug, daß Deinococcus radiodurans sich auch an Orten wohlfühlt, die hohen Dosen radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind - jetzt haben amerikanische Wissenschaftler die Bakterien gentechnisch so verändert, daß sie organische Lösungsmittel angreifen, die als Träger für radioaktive Materialien eingesetzt werden.
Deinococcus radiodurans, der strahlungsresistenteste bekannte Organismus, ernährt sich normalerweise nicht von Schadstoffen. Jetzt allerdings haben Larry Wackett von der University of Minnesota und seine Kollegen zusätzliche Gene in das Erbmaterial des Bakteriums eingebracht. Diese ermöglichen es dem Mikroorganismus, organische Lösungsmittel anzugreifen, die als Trägerflüssigkeiten für radioaktive Materialien dienen. Völlig verdauen kann das Bakterium die Chemikalien nicht. Wacketts Ansicht nach könnte D. radiodurans aber noch weiter verändert werden, bis es die Chemikalien vollständig zersetzt. Organische Lösungsmittel können schwere Umweltschäden verursachen – und sie sind weit verbreitet: Allein in den USA warten etwa 3 000 radioaktiv verseuchte Lagerstätten darauf, gereinigt zu werden.

Wenn es radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, erleidet auch D. radiodurans Chromosomenbrüche und andere Schäden, erklärt Wackett. Allerdings besitzt das Bakterium hervorragende Reparaturmechanismen – und deshalb gedeiht es trotz dieser Beschädigungen. Wackett und seine Kollegen Mike Daly und Ken Minton von der Uniformed Services University of the Health Sciences entdeckten, daß Bakterien, die hochenergetischen Gammastrahlen ausgesetzt wurden, die Schadstoffe ebenso effizient angriffen wie Bakterien, die keiner Strahlung ausgesetzt waren (Nature Biotechnology vom Oktober 1998, Abstract).

Jetzt untersuchen die Forscher das Genom von D. radiodurans, um genau herauszufinden, wie der Stoffwechsel des Bakteriums funktioniert. Danach wollen sie zusätzliche Gene in den Organismus einbringen, damit er die Lösungsmittel vollständig zersetzt.

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