Hormone : Die Pille dämpft die Stressreaktion

Frauen, die die Pille nehmen, zeigen eine gedämpfte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol, aber eine erhöhte Herzfrequenz. Nutzerinnen von Hormonspiralen reagieren dagegen emotional empfindlicher auf Belastungen.
Ein Team um die Neurobiologin Zoé Bürger von der Universität Tübingen untersuchte 86 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren, die verschiedene Verhütungsmethoden nutzten. Alle Probandinnen durchliefen zweimal im Abstand von vier Monaten einen standardisierten Stresstest. Dabei wurden das subjektive Stresserleben sowie körperliche Stressreaktionen gemessen. Zusätzlich führten die Teilnehmerinnen ein Tagebuch über ihre tägliche Stimmung.
Es zeigte sich, dass die Herzfrequenz der Pillenanwenderinnen generell erhöht war, sowohl während des Stresstests als auch in entspannten Momenten. Ihr Spiegel des Stresshormons Kortisol allerdings stieg unter Belastung deutlich weniger an als bei Frauen, die mit Spirale oder hormonfrei verhüteten. Auch in ihren Alltagsaufzeichnungen berichteten Nutzerinnen der Pille im Durchschnitt über weniger negative Emotionen als andere.
Wer mit der Spirale verhütete, zeigte dagegen die stärkste emotionale Reaktion im Stresstest. Auch im Alltag traten bei dieser Gruppe häufiger Verstimmungen, Ärger und Traurigkeit auf.
Die emotionale Empfindlichkeit bei Nutzerinnen der Spirale könnte erklären, warum frühere Studien ein erhöhtes Depressionsrisiko unter dieser Verhütungsmethode feststellten. Die Forschenden führen dies darauf zurück, dass die jeweiligen Wirkstoffe die körpereigene Hormonproduktion beeinflussen. Weitere Untersuchungen müssten nun klären, wie genau hormonelle Verhütung das Risiko für stressbedingte Erkrankungen beeinflusst.
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