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Infrarotastronomie: Planck blickt in Orion und Perseus

Sternbild Orion, Aufnahme von Planck
Das Infrarotobservatorium Planck dient vor allem der präzisen Kartierung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds aus der Zeit kurz nach dem Urknall. Doch Planck ermöglicht auch wertvolle Einblicke in uns sehr viel näher liegende Regionen des Universums, in diesem Fall sogar in benachbarte Gebiete innerhalb unseres Milchstraßensystems.

Planck scannte vor Kurzem die Sternentstehungsregionen in den Sternbildern Orion und Perseus und konnte durch seine Beobachtungen im Bereich der Millimeterwellen auch in die dichtesten Ansammlungen von Gas und Staub hineinblicken. Im sichtbaren Licht verhindern diese jeglichen Blick in ihr Inneres.

Das Sternbild Orion im Blick von Planck | Im Orionnebel befand sich womöglich noch vor 500 Jahren ein Dreifach-Sternensystem mit protoplanetarischen Scheiben, dessen Überreste eine Forschergruppe aus Mexico untersuchte.
Das Bild von der Orion-Region deckt fast das gesamte Sternbild ab und erstreckt sich über eine Breite von 13 Grad oder 26 Vollmondbreiten. Der berühmte Große Orionnebel oder Messier 42 ist der helle Fleck unterhalb der Bildmitte, der Pferdekopfnebel ist der Fleck rechts von der Bildmitte. Beide Nebelregionen sind etwa 1500 Lichtjahre von uns entfernt.

Bei dem rötlichen fast geschlossenen Kreis handelt es sich um Barnards Schleife (englisch: Barnard's Loop), wahrscheinlich die Stoßwelle einer Supernova, die innerhalb der Region vor etwa zwei Millionen Jahren explodierte. Die dabei entstandene Blase erstreckt sich über rund 300 Lichtjahre. Entdeckt wurde Barnards Schleife im Jahr 1895 vom US-amerikanischen Astronomen Edward Emerson Barnard (1857 – 1923) an der Yerkes-Sternwarte.

Die Aufnahme der Orion-Region ist ein Komposit aus drei Bildern, die bei 30 Gigahertz (rot), 353 Gigahertz (grün) und 857 Gigahertz (blau) entstanden. Diese Frequenzen entsprechen Wellenlängen von 10, 1 und 0,35 Millimetern.

Bei zehn Millimetern fängt Planck vor allem Synchrotronstrahlung auf, die von Elektronen abgegeben wird, die sich im galaktischen Magnetfeld bewegen. Hinzu kommt noch eine schwache diffuse Komponente, die von rotierenden Staubpartikeln freigesetzt wird. Im Bereich von einem Millimeter ist Planck vor allem für die Wärmestrahlung von Gas empfindlich, das von neu gebildeten Sternen in dieser Region aufgeheizt wird. Bei den kürzesten Wellenlängen um 0,35 Millimeter kartiert Planck vor allem die Verteilung von kaltem interstellarem Staub. Darunter befinden sich auch die dichtesten Regionen in den Gas- und Staubwolken, die Globulen, die sich in den letzten Phasen des Kollapses befinden, der neue Sterne hervorbringen wird. Planck erlaubt es erstmals, diese wichtigen Prozesse getrennt zu erfassen.

Blick in den Perseus | Langgestreckte Staubfilamente durchziehen die Region des Sternbilds Perseus in dieser Falschfarbenaufnahme des Satelliten Planck. Sie gibt Einblicke darin, welche Strukturen das interstellare Medium in dieser Himmelsregion ausbildet. Das Bild ertreckt sich über eine Breite von 30 Grad am Himmel.
Im sichtbaren Licht erscheint das Sternbild Perseus nicht so dynamisch wie die Orion-Region, aber die Bilder von Planck zeigen, dass auch hier einiges geboten ist. Das Bild erstreckt sich über eine Breite von 30 Grad am Himmel und zeigt bizarre, langestreckte Strukturen, überwiegend Filamente aus Staub. Die Rate der Sternentstehung ist deutlich niedriger als im Orion. Die Perseus-Region wurde in den gleichen Spektralbereichen abgelichtet wie das Sternbild Orion.

Mitte 2010 wird Planck den Himmel erstmals vollständig durchmustert haben, der Satellit bleibt jedoch aktiv und soll bis 2012 den Himmel noch viermal vollständig erfassen. Die Daten aus der ersten Himmelsdurchmusterung werden innerhalb der nächsten zwei Jahre verarbeitet und ausgewertet. Die sich daraus ergebenden Himmelskarten werden gegen Ende 2012 den Astronomen weltweit zur Verfügung stehen.

Tilmann Althaus

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