Exoplaneten: Planetenkandidat bei der Geburt entdeckt

Es ist gar nicht so einfach, in das unmittelbare Umfeld eines jungen Sterns zu blicken, denn dieses ist meistens durch ein scheibenartiges Gebilde aus Gas und Staub verdeckt. Genau dort liegt aber die Geburtsstätte neuer Planeten, weshalb man dabei von einer protoplanetaren Scheibe spricht. Zwar ist heute die Entdeckung von Exoplaneten bei rund 7000 derzeit bekannten Kandidaten keine Seltenheit, doch dieses Exemplar wäre das erste, das innerhalb einer Spiralstruktur gesichtet wurde.
Die Asymmetrien und Spiralarme der protoplanetaren Scheibe um den 440 Lichtjahre entfernten Stern HD 135344B sind schon länger bekannt. In seiner nun im Journal »Astronomy & Astrophysics« veröffentlichten Studie berichtet das Team um Francesco Maio, dass mit dem Instrument ERIS (Enhanced Resolution Imager and Spectrograph) am Very Large Telescope (VLT) in Chile deutlich schärfere Infrarotaufnahmen des Systems gelungen sind. ERIS kann die Strukturen innerhalb der Scheibe besser räumlich auflösen als bisher verwendete Instrumente. Es liefert dadurch Hinweise auf einen noch unentdeckten Planeten in der Nähe eines Spiralarms, genau da, wo er mit Modellen vorhergesagt wird. Besonders daran ist, dass dieses protoplanetare Objekt selbst für die Spiralstruktur der Scheibe verantwortlich sein könnte.
Der mögliche Planet mit der Bezeichnung HD 135344B b befindet sich demnach rund 28 Astronomische Einheiten oder 4,2 Milliarden Kilometer von seinem Heimatgestirn entfernt und besitzt etwa die doppelte Masse von Jupiter. Bemerkenswert ist zudem, dass der Ort von HD 135344B b konsistent mit der Lücke der Scheibe ist, die mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) bereits aufgespürt wurde – offenbar hat der Planet seine Umlaufbahn von Gas und Staub bereinigt. Dass es sich beim Objekt auch um einen Braunen Zwerg oder etwas komplett anderes handeln könnte, ist bislang nicht auszuschließen und wird sich erst mit zukünftigen Untersuchungen zeigen.
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