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News: Planetare Wiege im Orion-Nebel

Wenn es wirklich stimmt, dass die schönsten Geburtstagsgeschenke jene sind, die man sich selbst macht, dann dürfte das Hubble-Weltraumteleskop seinen 11. Geburtstag in vollen Zügen genossen haben. Denn wie jetzt fast zeitgleich mit Hubbles Geburtstag bekannt wurde, war das Geburtstagkind schon vor einiger Zeit selbst Zeuge eines möglichen "Geburtstags". Inmitten des Orion-Nebels entdeckte es eine stellare Geburtsplazenta, aus der einmal Planeten erwachsen können.
Seitdem der niederländische Brillenmacher Hans Lipperhey 1608 das erste optische Teleskop konstruierte und zum Patent anmeldete, haben die künstlichen Himmelsspäher weltweit – ob in der Antarktis oder in Hawaii – Position bezogen. Von der weltweit verstreuten Teleskop-Armada ist einer der wertvollsten Späher das im Orbit operierende Hubble-Weltraumteleskop (HST), das vor kurzem inmitten des 1500 Lichtjahre entfernten Orion-Nebels den seltenen Vorgang einer Planetengeburt beobachtete.

Zum ersten Mal konnten Astronomen direkt sehen, wie sich winzige Partikel in den Staubscheiben von Dutzend Jungsternen zu schneeballähnlichen Strukturen zusammenballten, dabei langsam an Konturen gewannen, um aber später – wie andere Beobachtungen zeigten – von größeren Sternen (wie dem hellsten Vertreter dieser Region Theta 1 Originis C) durch die hohe stellare UV-Strahlung wieder zerstört zu werden.

Daher glauben die Astronomen, dass bei der Entstehung neuer Planeten die Faktoren Zufall und Glück eine noch viel größere Rolle spielen als bislang angenommen. Denn die planetare Lebensformel ist ebenso einfach wie gnadenlos: Gewinnen die Staubklumpen die Oberhand, kristallisieren sich Planeten heraus. Ist die Strahlung jedoch zu hoch, lösen diese sich kurzerhand wieder in ihre einzelnen Bestandteile auf.

Bei einer Sterngeburt zieht sich das umliegende Gas zu einem gewaltigen Ball zusammen, wobei erst Hitze und Druck das nukleare Feuer entfachen. Um den neuen jungen Stern dreht sich allerdings noch eine rotierende Staubscheibe, die man als Geburtsplazenta bezeichnen könnte. Die Forscher gehen nunmehr davon aus, dass sich die darin befindlichen Staubteilchen innerhalb von nur 100 000 Jahren zu metergroßen Klumpen zusammenballen können. "Von diesen Sternen schießt die UV-Strahlung wie aus einem Lötbrenner aus, und reißt so die Gas und Staubwolke auseinander", berichtet Henry Throop vom Southwest Research Institute der University of Colorado in Boulder.

Nach Throops Ansicht sind massive Sterne für kleinere Sonnen, um die sich Planeten bilden, stets eine potentielle Gefahr, da sie deren Staubscheiben durch ihre hochintensive UV-Strahlung regelrecht zerstören. In weiter äußeren und daher ruhigeren Regionen gebe es dagegen aber deutliche Anzeichen für ein starkes Zusammenballen der Staubkörnchen, so Throop. Zuvor müssen aber die Staubbälle eine Größe von einen Zentimeter bis einen Meter erreichen. Erst dann überleben sie die Zerstörung und wachsen weiter zu Kleinplaneten oder Asteroiden. "Es ist also ein verdammt harter Ort um eine Familie von Planeten großzuziehen", gesteht Throop.

Bei den Aufnahmen im sichtbaren und im Nah-Infrarot Bereich des Lichtspektrums erschien der Staub zur Überraschung der Astronomen übrigens in tristem grau. "Winzige Partikel im Weltraum lassen das dahinter liegende Licht normalerweise rötlich erscheinen. Doch das ist hier nicht der Fall, denn die Staubkörner sind im Vergleich zu bisher beobachteten Teilchen bis zu 1000-mal größer", so Throop.

Ob sich aus den gerade beobachteten Strukturen im Orion-Nebel dereinst ein Sonnensystem herausbildet, ist Throops Einschätzung nach durchaus möglich. Dennoch wäre ein solches System mit dem unsrigen kaum zu vergleichen. "Ich glaube, wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass diese Planetensysteme einzigartig wären."

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  • Quellen
Space Telescope Science Institute
Sciencexpress 10.1126/science.1059093 (26. April 2001)

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