Direkt zum Inhalt

News: Planeten ohne Ende

Ausgerechnet bei den Planeten tun sich die Astronomen schwer, denn sie zu entdecken, bedarf es ausgebuffter Tricks. Viel einfacher ist es womöglich, nur die Sterne zu betrachten. Die kann man wenigstens sehen, und ihre Zusammensetzung verrät sogar, ob einst eisenreiche Materie in sie stürzte. Materie, aus der auch die Planeten sind.
Niemand hat sie gezählt: Die Sterne, Galaxien und planetarischen Nebel, die erst mithilfe der hochleistungsfähigen Teleskope unserer Tage entdeckt wurden. Mit zunehmender Entfernung reicht der Blick schon fast an den Rand des sichtbaren Universums, selbst schwarze Löcher gehören mittlerweile zu den Routineobjekten der Astronomen. Nur das Auffinden der vielleicht selbstverständlichsten Objekte - der Planeten nämlich - erregt nach wie vor große Aufmerksamkeit.

Dunkle und kleine Himmelskörper wie die Erde erwehren sich notorisch jeder Beobachtung. Außerhalb unseres Sonnensystems sind bisher nicht einmal 60 Planeten nachgewiesen - allesamt aufgrund indirekter, astrometrischer Beobachtungen. Denn während die Planeten auf ihren Umlaufbahnen kreisen, beeinflussen sie auch ihren Heimatstern. Aus derlei periodischen Veränderungen kann man auf die Existenz eines Planeten schließen. Allerdings gelang dies bisher in aller Regel nur bei sehr großen, Jupiter-ähnlichen Planeten, die darüber hinaus auf sehr engen Bahnen um den Stern ziehen. Erdähnliche Planeten, die zudem in einer für irdische Lebensformen optimalen Entfernung zu dem Gestirn kreisen, sind auf diese Weise nicht auszumachen.

Dennoch vermutet Norman Murray vom Canadian Institute for Theoretical Astrophysics, dass es allein in unserer Milchstraße bis zu 50 Milliarden Planeten gibt. Statistisch gesehen kreist demnach um jeden zweiten Stern ein Planet. Murrays Optimismus begründet sich auf eine einfache Überlegung. Im Laufe der Entstehung von Sternensystemen ballen sich die Brocken unterschiedlichster Größe langsam zusammen und bilden auf diese Weise die Planeten. Ein anderer Teil gerät indes in das Schwerefeld des Sternes und wird von ihm verschluckt. Da diese Gesteine eisenreich sind, lässt sich mithilfe der Spektralanalyse nachweisen, ob und wie viel Materie auf diese Weise in den Stern stürzte. So verschwand in unserer Sonne beispielsweise das Äquivalent von 2,5 erdähnlichen Planeten. Der massive Eisen-Nickel-Kern macht immerhin ein Drittel der Erdmasse aus.

Murray wertete die Spektren von mehr als 470 Sternen aus. Der weiteste liegt in einer Entfernung von 325 Lichtjahren. Fast alle befinden sich in einem ähnlichen Alter wie unsere Sonne  und fast alle Sterne wiesen in ihren Photosphären eine erhöhte Eisenkonzentration auf. Etwa die Hälfte hat gar mehr als eine Erdmasse verschluckt.

Wenngleich Murrays Daten nichts über Größe und Position der Planeten aussagen, vermutet Murray unter ihnen auch zahllose erdähnliche Körper. Dabei beruft er sich auf numerische Modellierungen, denen zufolge es ab einer bestimmten Masse im All umhertreibenden Materials naturgemäß auch zur Bildung von Planeten irdischer Größe kommt. Auch rein statistisch gesehen dürften die Chancen bei 50 Milliarden Möglichkeiten gar nicht schlecht stehen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
American Association for the Advancement of Science Annual Meeting and Science Innovation Exposition vom 15. bis 20. February 2001

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.