Das kennen Sie sicher auch: Der
Blick aus dem Fenster in die winterliche Nacht findet immer das gleiche Ziel – den großen Jäger Orion, der unsere Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht, ganz egal, ob er abends den Meridian kreuzt oder sich zu mitternächtlicher Stunde dem Westhorizont
entgegenneigt.
Auf den Übersichtskarten sehen Sie
sofort, dass Orion nicht allein wandert.
Er und seine Freunde – Stier, Fuhrmann,
Zwillinge sowie Großer und Kleiner
Hund – sind am Himmel nicht zu übersehen.
Insbesondere Orion hat von allem
etwas zu bieten: den Roten Überriesen Beteigeuze, der etwa zwanzigmal so massereich ist wie unsere Sonne.
Der heiße blauweiße Überriese Rigel dagegen scheint erst seit weniger als 100 Millionen Jahren. Mintaka, ein enorm heißer Blauer Riese oben rechts in Orions
Gürtel, leistet uns noch keine 50 Millionen
Jahre Gesellschaft. Doch das kleine
"Trapez", ein leichtes Teleskopziel im
Herzen des Orionnebels M 42, sticht alle
aus. Sein Quartett besteht aus immens heißen Sternen, die
möglicherweise gerade einmal 10 000 Jahre alt sind!
Der Orionnebel selbst ist mit 4. Größe
das Paradebeispiel eines Emissionsnebels:
eine ausgedehnte Wolke aus Wasserstoffgas,
die von den jungen, heißen
Sternen in ihrem Innern ionisiert wird.
Wenn wir diesen Nebel betrachten, sehen
wir eine Sternwiege, in die nicht nur
neue Sonnen eingebettet sind, sondern
ganze Planetensysteme.
Nach der planetaren Durststrecke im
Herbst verbessert sich die Sichtbarkeit
der fünf hellen Wandelsterne von Tag zu
Tag. Sie bilden einen prima Einstieg oder
Abschluss Ihrer Beobachtungen und lassen
reichlich Zeit für den nächtlichen
Deep-Sky.
Planeten im Januar und Februar
Venus scheint am ersten Sonnenuntergang
des Jahres mutig mit minus 3,9. Größe
tief im Südwesten. Sie hatte im Oktober
ihre obere Konjunktion, steht jetzt immer
noch hinter der Sonne und präsentiert
uns eine fast voll beleuchtete Scheibe.
Die misst von Pol zu Pol jedoch nur zehn
Bogensekunden. Mitte Februar steht sie
bei Sonnenuntergang satte zwanzig Grad
über dem Südwesthorizont und geht erst
nach mehr als zwei Stunden unter. Im
Teleskop macht der Planet aber immer
noch nicht viel mehr her. Die Scheibe
mit elf Bogensekunden Durchmesser ist
fast voll, doch Wolkenstrukturen dürften
kaum zu erkennen sein. Halten Sie nach
dem Sichelmond Ausschau, den am 19. Februar nur eineinhalb Grad von der Venus
trennen.
Merkur löst sich in der zweiten Januarhälfte
endgultig aus seiner oberen Konjunktion
und hängt dann unter der Venus
im Dunst des Horizonts. Der Planet erreicht beachtliche
minus 1. Größe, aber seine winzige Scheibe
mit weniger als sechs Bogensekunden
Ausdehnung lohnt als Ziel zunächst
noch nicht so recht. In den ersten Februartagen gewinnt er
nach und nach über dem westsüdwestlichen
Horizont an Höhe und erreicht am 7. seinen größten Winkelabstand
von der Sonne, die östliche Elongation. Dann befindet
er sich bei Sonnenuntergang 15 Grad über dem Horizont, um erst anderthalb
Stunden spater abzutauchen. Lassen Sie sich von der Venus führen: Sie
scheint links oberhalb, mit sieben Grad
etwa ein Feldstechergesichtsfeld weit
entfernt. Kommen eine halbe Stunde später
die ersten Sterne wie Sadalmelik im
Wassermann heraus, werden Sie Merkur
kaum verfehlen konnen. Einen Blick durchs Teleskop
lohnt er jetzt allemal. Seine Scheibe
sieht aus wie ein Miniaturmond im ersten
Viertel. Bis Mitte Februar nimmt er
dann rapide ab, die Höhe seiner Sichel
wachst aber auf fast zehn Bogensekunden,
womit er beinahe mit den Abmessungen
der Venus gleichzieht.
Saturn nimmt den besten Platz am
Himmel ein: Zum Jahresbeginn erhellt er
am Abend den östlichen Horizont im
Löwen (Leo). Suchen Sie den goldfarbenen
Planeten 0. Größe etwa fünf Grad
nordwestlich von Leos Hauptstern, dem
1,4. Größe hellen Regulus (Alpha Leonis). Zurzeit bewegt
sich der Ringplanet rückläufig – Experten
nennen das retrograd –, also im Vergleich zum Fixsternhimmel in die entgegengesetzte
Richtung und somit von Regulus westwärts weg. Dabei wird er
zunehmend größer und heller, während
er sich auf die Opposition zubewegt.
Die erreicht er am 10. Februar, geht
dann bei Sonnenuntergang auf und bleibt
die ganze Nacht sichtbar. Im Teleskop ist
Saturn durch nichts zu ubertreffen. Seine
unvergleichlichen Ringe "schließen sich"
seit 2003. Derzeit sind sie noch um 14 Grad gekippt, präsentieren ihre Südseite
und erscheinen 45 Bogensekunden breit.
Ein kleines Teleskop zeigt innen den
breiten, hellen B-Ring, außen herum den
dünneren A-Ring und dazwischen die
hauchdünne Cassini'sche Teilung. Schließlich können Sie
noch fünf oder sechs der 56 bekannten
Saturnmonde entdecken. Mit 8. Größe ist
Titan am hellsten und in jedem Fernglas
ein sicherer Fang.
Jupiter kommt kurz vor der Dämmerung
zum Vorschein – rechtzeitg zum
Frühstück. Die riesige Gaskugel, die mit
minus 1,8. Größe strahlt, ist im Schlangentrager
(Ophiuchus) leicht zu erkennen, einige
Grad oberhalb des 1. Größe hellen
Skorpion-Hauptsterns Antares (Alpha
Scorpii).
Mars ist diesen Monat ein Kapitel fur
sich. Er glimmt mit nur 1,8. Größe und
ist zwanzig Grad östlich des Jupiter-
Antares-Tandems nur schwer aus dem
Horizontdunst herauszufischen. Wie passend, dass
Antares, übersetzt Gegenmars, ihn an
Helligkeit in dieser Zeit aussticht. Falls
Sie Mühe haben, Mars zu finden, hilft Ihnen
der Mond, der am 16. Januar und 14. Februar ein Stück weiter westlich steht.
Der Mond steht am Neujahrstag bei
Elnath, dem nördlichen Hornstern des
Stiers (Taurus). Der Vollmond bildet zwei Tage
später ein schönes Motiv in den Zwillingen.
Am Dreikonigstag entdecken Sie
ihn zwischen Saturn und Regulus. Die schwindende Sichel
ist zur Monatsmitte beim Dreieck
aus Jupiter, Antares und Mars zu sehen
und hilft uns, den Roten Planeten schneller
zu finden.
Zwei Tage nach Neumond ist es genau
umgekehrt: Venus ist in der Abenddämmerung
des 20. auffälliger als die
dünne Sichel. Gegen
Ende Januar hat der Mond mehr als einen
Umlauf absolviert und steht in den
Zwillingen. Den Februar beginnt er demnach
im Sternbild Krebs und zieht einen Tag nach Vollmond, in
der Nacht zum 3., kein halbes Grad oberhalb
an Saturn vorbei. Ein Supermotiv!
Gemessen daran ist der Vorbeigang am
Trio Jupiter-Antares-Mars eher unter der
Rubrik "Aufsuchhilfe fur den Roten Planeten" zu verbuchen. Besser sind da
schon die Abenddämmerungen des 18. und 19. Februar, wo eine zwei beziehungsweise
drei Tage alte Sichel in der Nähe von Merkur und Venus aufgeht.
Am 18. folgt dem Monduntergang übrigens
eine Uranusbedeckung. Sollten Sie
eine Reise nach Spanien oder Portugal
machen, vergessen Sie Ihren Feldstecher
nicht!
Die Daheimgebliebenen können sich
mit einer teilweisen Bedeckung des Plejaden-Sternhaufens trösten: Zum Datumswechsel auf den 24. Februar schiebt sich der Mond vor Taygeta und Maja. 54 und 48 Minuten lang
dauert das Schauspiel, bis die Sterne auf der "Sichelseite" wieder auftauchen.
Meteorstrome gibt es zwar im Januar, aber der aktivste von ihnen, die Quadrantiden
(benannt nach dem ehemaligen Sternbild Quadrant im jetzigen
Bärenhüter), erreichen ihr Maximum ausgerechnet am 3. Januar, wenn der
Vollmond hoch am Himmel steht. Folglich sind die "Quads"dieses Jahr ziemlich
verwaschen.
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