Planetenforschung: Ein kleiner Asteroid stammt vom Mond

Am 7. August 2024 entdeckte die automatisierte Himmelsdurchmusterung ATLAS, die Ausschau nach potenziell gefährlichen Asteroiden hält, den kleinen Himmelskörper 2024 PT5. Dieser fiel durch seine ungewöhnliche Bahn auf: Sie liegt in unmittelbarer Nähe zur Erdbahn, wodurch das kleine Objekt für kurze Zeit zu einem Quasisatelliten der Erde wird und danach wieder in die Weiten des Sonnensystems entschwindet. Aber nun zeigen spektroskopische Untersuchungen des von ihm reflektierten Lichts, dass 2024 PT5 mit hoher Wahrscheinlichkeit ein nur zehn Meter großes Bruchstück unseres Mondes ist, das die Sonne auf eigener Bahn umrundet.
Der kleine Himmelskörper verdankt seine Existenz einem größeren Einschlag eines Asteroiden auf dem Mond, wodurch Stücke an Gestein aus der Mondkruste herausgesprengt wurden. Der Einschlag war so heftig, dass einige dieser Bruchstücke so stark beschleunigt wurden, dass sie das Schwerefeld des Mondes und das der Erde verlassen konnten und dadurch auf eine Umlaufbahn um die Sonne gerieten. Ein Team um Theodore Kareta vom Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona, untersuchte den Asteroiden genauer. Das Spektrum von 2024 PT5 passt zu keinem bekannten Asteroiden. Stattdessen ähnelt es stark Mondgestein, wie es an den Landeplätzen von Luna 24, Apollo 14 und Apollo 17 gefunden wurde. Somit ist 2024 PT5 mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück vom Mond. Die Gruppe um Kareta plant mit noch besseren Spektren des Asteroiden die Ursprungsregion und den Einschlagkrater zu finden, auf den seine Existenz zurückgeht.
Der kleine Asteroid wäre damit der zweite Himmelskörper, dessen Ursprung auf dem Mond verortet wird. Im Jahr 2016 wurde der Asteroid (469219) Kamo'oalewa entdeckt; er weist eine unregelmäßige Form auf und ist zwischen 40 und 100 Meter groß. Auch er umrundet die Sonne auf eigener Bahn, wird zudem aber zu einem Quasisatelliten der Erde. Die Volksrepublik China wird mit ihrer Raumsonde Tianwen-2, die 2025 starten soll, den Asteroiden aus der Nähe erforschen. Dann dürfte sich der lunare Ursprung dieses Himmelskörpers wohl endgültig bestätigen lassen. Für 2024 PT5 ist derzeit noch keine eigene Sonde geplant.
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