Planetenlauf im August 2025: Venus und Jupiter bilden Doppelgestirn

Merkur erreicht am 1. August seine untere Konjunktion. Die steil vom Osthorizont aufragende Ekliptik sorgt für die beste Morgensichtbarkeit des schnellen Planeten im gesamten Jahr: Sie beginnt zur Monatsmitte und zieht sich bis in die erste Septemberwoche; ihren Höhepunkt erreicht sie zur größten westlichen Elongation am 19. August. Dann steht Merkur bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 05:40 Uhr MESZ, wenn die Sonnenhöhe –6 Grad beträgt, knapp 9 Grad über dem Ostnordosthorizont. Dass er nicht höher klettert, liegt an dem mit 18,6 Grad recht bescheidenen maximalen Sonnenabstand – bei der größten Elongation im April waren es fast 9 Grad mehr. Der Unterschied kommt durch die hohe Elliptizität der Merkurbahn zu Stande, die größer ist als bei allen anderen Planeten. Da Merkurs Lichtphase im Lauf des Monats nach seiner unteren Konjunktion zunimmt, steigt seine scheinbare Helligkeit spürbar an, von +0,7 mag am 15. August auf –1,3 mag am Monatsende. Die zunehmende Helligkeit kompensiert die nach dem 19. August sinkende Horizonthöhe bei gleichem Sonnenstand, so dass sich der Planet noch bis zum Monatsende bei klarem Himmel in der Abenddämmerung aufspüren lässt. Venus und Jupiter helfen beim Aufsuchen: Wenn man die Verbindungslinie von Jupiter zur Venus etwa um das Doppelte verlängert, landet man direkt bei Merkur. Der abnehmende Mond passiert den Planeten am 21. August nördlich.
Venus leuchtet –4,0 mag hell und erreicht in der ersten Monatshälfte den Höhepunkt ihrer derzeitigen Morgensichtbarkeit. Man findet sie den gesamten Monat bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung – gegen 05:30 Uhr zur Monatsmitte – rund 21 Grad hoch im Osten. Von Anfang bis Ende August schrumpft im Teleskop die Venusscheibe von 14,3 auf 12,3 Bogensekunden, während ihr Beleuchtungsgrad von 75 auf 84 Prozent zunimmt. In der Zeit vom 31. August bis zum 2. September passiert die Venus den Sternhaufen der Krippe (Praesepe, Messier 44) im Sternbild Krebs (lateinisch: Cancer). Weit auffälliger ist jedoch ihre Konjunktion mit Jupiter in den Zwillingen am 12. August: Bei Beginn der Morgendämmerung stehen die beiden Planeten nur 53 Bogenminuten voneinander entfernt; das ist weniger als zwei Vollmonddurchmesser. Venus und Jupiter lassen sich gemeinsam im Fernglas und in Weitwinkelfernrohren betrachten und bilden für das bloße Auge einen auffälligen »Doppelstern« (siehe »Treffen in den Zwillingen«). Der Mond passiert die Venus am 20. August nördlich.
Mars ist in der ersten Monatshälfte noch in der Abenddämmerung zu erspähen. Der 1,6 mag helle Planet geht am Monatsersten um 22:35 Uhr unter, am 31. August um 21:09 Uhr und damit jeweils zum Ende der Dämmerung. Die Zeit des Roten Planeten geht zu Ende.
Jupiter steht am Morgenhimmel. Mit –2,0 mag ist er in Sachen Helligkeit die Nummer zwei nach der Venus, der er am 12. August weniger als ein Grad nahe kommt. Sein Aufgang rückt von 03:26 Uhr am 1. August auf 01:58 Uhr am Monatsletzten. Damit ist Jupiter zum Monatsende rund vier Stunden vor Sonnenaufgang zu sehen und befindet sich bei Beginn der Dämmerung mehr als 30 Grad über dem Horizont. Folglich lohnt es sich Ende August wieder, die am Äquator 34 Bogensekunden große Scheibe des Gasriesen und seine Monde im Teleskop zu betrachten. Der Mond begegnet Jupiter am 20. August: Er passiert den Planeten am frühen Morgen 5,5 Grad nordöstlich. Zusammen mit der Venus bilden sie ein nahezu rechtwinkliges Dreieck.
Saturn entwickelt sich vom Objekt der zweiten Nachthälfte zum Planeten für beinahe die gesamte Nacht: Am Monatsersten geht er um 22:51 Uhr auf und kulminiert in 38,5 Grad Höhe um 04:50 Uhr. Bis zum 31. August verfrühen sich diese Zeiten auf 20:51 Uhr beziehungsweise 02:46 Uhr. Saturn nähert sich seiner Oppositionsstellung, die er am 21. September erreichen wird. Er wandert rückläufig durch das Sternbild Fische und weist wie im Vormonat den Weg zum schwachen Neptun: Der ferne Eisriese ist zirka ein bis zwei Grad nördlich des Ringplaneten zu finden. Apropos Ring: Die Ringebenenpassage vom März ist zwar schon fünf Monate her, doch noch immer erscheint uns die Ringkante markant. Der Öffnungswinkel beträgt Mitte August nur etwas mehr als drei Grad, wodurch es weiterhin zu Bedeckungen, Verfinsterungen, Durchgänge und Schattenwürfe der inneren Saturnmonde kommt. Ab Ende August mischt auch der größte Mond, Titan, wieder mit: Am 27. August ab 05:58 Uhr tritt er in den Schatten des Saturns – es dauert 21 Minuten, bis Titan vollständig verfinstert. Beim Austritt ist die Sonne bereits aufgegangen. Diese Verfinsterung ist der Auftakt einer weiteren Serie von Titanerscheinungen, die sich noch bis in das Jahr 2026 ziehen wird (siehe SuW 10/2024, S. 53).
Uranus ist der Planet der zweiten Nachthälfte. Seine Aufgangszeiten verfrühen sich von 00:48 Uhr am 1. August auf 22:48 Uhr am Monatsletzten. Gegen Morgen findet man ihn, gut 50 Grad über dem Südosthorizont und 5,8 mag hell, zwischen den offenen Sternhaufen der Plejaden und Hyaden im Sternbild Stier. Der dem Eisriesen nächste, auch unter Vorstadthimmel freisichtige Stern ist der 4,4 mag helle Doppelstern 37 Tauri; dieser steht Mitte August ungefähr drei Grad nordöstlich von Uranus.
Neptun wandert rückläufig durch das Sternbild Fische. In diesem Jahr finden wir den 7,7 mag hellen Planeten einfacher als sonst: Er hält sich ein bis zwei Grad nördlich beziehungsweise nordöstlich von Saturn auf. Besonders zum Monatsanfang stehen sich die beiden Planeten nahe. Neptun lässt sich Ende August fast die gesamte Nacht beobachten; er kulminiert zum Monatsende gegen 02:49 Uhr in etwa 39 Grad Höhe. Im Teleskop kann man ihn bei hoher Vergrößerung anhand seiner 2,4 Bogensekunden großen Planetenscheibe identifizieren. Ein 13,5 mag helles, nie mehr als 16 Bogensekunden von Neptun entferntes Sternchen ist sein größter Mond, Triton.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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