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Planetenlauf im Mai 2025: Die Rückkehr des Ringplaneten

Während sich Jupiter vom Abendhimmel zurückzieht, geben zwei seiner Monde eine sehenswerte Abschiedsdarbietung. Mars besucht derweil einen offenen Sternhaufen, bleibt dort allerdings nicht lang. Am Morgen treffen sich Venus und Saturn, der langsam wieder sichtbar wird.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im Mai 2025 lässt sich Saturn nach längerer Pause wieder blicken.

Merkur macht sich rar: Nach seiner unbeobachtbaren größten westlichen Elongation im April nähert sich der Planet bis zum 30. Mai seiner oberen Konjunktion. Bis zur nächsten guten Merkursichtbarkeit müssen wir uns noch bis Ende August gedulden.

Venus ist ein Morgenplanet, aber kein besonders markanter: Die flache Ekliptik am Morgenhimmel erlaubt es unserer –4,4 bis –4,7 mag hellen Nachbarin nicht, eine gute Horizonthöhe zu erreichen, ehe ihr Glanz in der Dämmerung verblasst. So geht die Venus zum Beispiel am 15. Mai zwar um 04:07 Uhr MESZ und damit rund 1,5 Stunden vor der Sonne auf, klettert bis zum Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 04:55 Uhr jedoch nur bis auf 7,3 Grad. Selbst am 31. Mai schafft sie es zum gleichen Sonnenstand – dann um 04:34 Uhr – nur bis auf rund 8,5 Grad. Am folgenden 1. Juni steht sie mit 45,9 Grad Abstand zur Sonne in größter westlicher Elongation, danach nimmt ihr Winkelabstand zum Tagesgestirn wieder ab. Venus wird dennoch besser sichtbar, weil die Steilheit der Ekliptik im Lauf des Juni zunimmt. Wer sie trotzdem bereits in diesem Monat am Morgenhimmel aufsuchen möchte, wählt am besten den 24. Mai gegen 04:40 Uhr: Dann befindet sich die schmale, abnehmende Mondsichel nur 4,3 Grad nordöstlich des Planeten.

Mars schreitet mit Siebenmeilenstiefeln durch den Krebs: Der Rote Planet legt pro Stunde mehr als eine Bogenminute in Rektaszension ostwärts zurück. Besonders gut kann man dies während der ersten Maiwoche verfolgen, wenn unser Nachbar den nördlichen Teil des offenen Sternhaufens der Krippe (Praesepe, Messier 44) im Sternbild Krebs durchquert. Von Nacht zu Nacht lässt sich sein Weg anhand der zahlreichen Hintergrundsterne des Haufens gut im Teleskop verfolgen. Noch besser gelingt das mit einer Serie von Fotos, die jeweils im Tagesabstand aufgenommen werden. Mit rund 1,0 mag ist Mars zwar deutlich leuchtschwächer als bei seiner Opposition zu Jahresbeginn, allerdings ist er immer noch das mit Abstand hellste Objekt in seiner Himmelsregion, denn die hellsten Sterne der Krippe erreichen nur die 6. bis 7. Größenklasse. Die schnelle Bewegung des Planeten am Himmel kommt dadurch zu Stande, dass die Erde ihren äußeren Nachbarn auf der Innenbahn hinter sich gelassen hat, Mars ihr aber im Vergleich zu den anderen äußeren Planeten verhältnismäßig nahe ist. Im Teleskop schrumpft das Marsscheibchen von 6,6 auf 5,5 Bogensekunden. Am 30. Mai erreicht Mars seine nördliche Sommersonnenwende. Diese Jahreszeit ist für das Auftreten von Wolkenphänomenen auf dem Planeten bekannt, doch die große Entfernung macht deren Sichtung für Amateure in diesem Jahr nahezu unmöglich. Für die Marsbeobachtung bei hohem Horizontstand bleibt zudem immer weniger Zeit: Am 1. Mai geht Mars um 03:09 Uhr unter, am 31. Mai um 01:43 Uhr, etwa 3,5 Stunden nach Ende der bürgerlichen Dämmerung. Am 4. Mai kommt der Mond Mars gegen 02:30 Uhr, kurz vor dessen Untergang, auf 50 Bogenminuten nahe, was knapp zwei Vollmonddurchmessern entspricht.

Jupiter wandert am Abendhimmel ostwärts durch den Stier, wo er am 16. Mai genau in einer Linie mit Zeta und Beta Tauri (Elnath), den beiden Hörnern der Sternbildfigur, erscheint. Er verschwindet früh: Am 1. Mai geht Jupiter um 00:11 Uhr unter, am 31. Mai schon um 22:40 Uhr und damit kurz nach Dämmerungsende – Jupiter verabschiedet sich vom Himmel. Am Abend des 22. Mai sollte man das Fernrohr nochmals auf die 32,6 Bogensekunden große Jupiterscheibe richten: Passgenau im kurzen Beobachtungsfenster zwischen Sonnen- und Jupiteruntergang sind der Mond Io sowie die Schatten von Io und Ganymed gemeinsam vor der Planetenscheibe zu sehen, leider bei sehr niedriger Horizonthöhe. Am 28. Mai grüßt Jupiter die schmale Mondsichel, die – bezogen auf den Horizont – etwa 5,5 Grad senkrecht über ihm steht.

Saturn erscheint im Mai am Morgenhimmel. Mit seiner scheinbaren Helligkeit um 1,2 mag ist er kein einfaches Beobachtungsziel, zumal er bis Monatsende noch keine günstigen Höhen erreicht. Die helle Venus hilft zumindest bei der Aufsuche: Zum Ende der ersten Maiwoche befindet sich Saturn gegen 05:00 Uhr ungefähr fünf Grad hoch über dem Osthorizont und knapp sechs Grad südwestlich von Venus oder entlang des Horizonts rechts von ihr. Im Lauf des Monats vergrößert sich der Winkelabstand der beiden Gestirne zwar, gleichzeitig gewinnt Saturn jedoch an Höhe, so dass er sich immer einfacher in der Dämmerung identifizieren lässt. Am 22. Mai steht Saturn bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 04:44 Uhr bereits 11,5 Grad hoch und auf der Verbindungslinie zwischen Venus und der abnehmenden Mondsichel (siehe »Auf einer Linie«). Für eine sinnvolle Teleskopbeobachtung ist es zwar noch zu früh, aber wer es dennoch versucht, erhascht einen Blick auf das nach der unbeobachtbaren Ringebenenpassage im März sehr schmal erscheinende Ringsystem.

Auf einer Linie | Am frühen Morgen des 22. Mai findet man kurz vor Beginn der Dämmerung und tief am Osthorizont gleich mehrere Planeten, die sich mit der Sichel des abnehmenden Mondes aufgereiht haben: Venus, Saturn und Neptun. Letzterer dürfte allerdings kaum beobachtbar sein.

Uranus erreicht am 18. Mai seine Konjunktion und ist unbeobachtbar.

Neptun steht ebenfalls am Morgenhimmel, gar nicht weit von Saturn entfernt. Bis zum 31. Mai nähert er sich dem Ringplaneten bis auf zirka 1,6 Grad an. Neptun befindet sich dabei nordöstlich von Saturn. Bei seiner scheinbaren Helligkeit von 7,8 mag braucht man allerdings einen dunklen Himmel, um den fernsten Sonnensystemplaneten sehen zu können. Besser wartet man noch einen Monat: Bis Ende Juni werden sich Neptun und Saturn noch näher kommen.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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