Planetenlauf im September 2025: Ein Monat voller Himmelsschauspiele

Merkur lässt sich am Monatsanfang kurz am Morgenhimmel erblicken. Wenn am 1. September die bürgerliche Dämmerung um 06:02 Uhr MESZ beginnt, befindet sich der –1,3 mag helle Planet genau fünf Grad über dem Ostnordosthorizont. Damit endet seine Morgensichtbarkeit, die Mitte August ihren Höhepunkt hatte: Bis zum ersten Septemberwochenende taucht Merkur in die Dämmerung ab. Am 13. September steht der Planet in oberer Konjunktion. Den Rest des Monats bleibt er unsichtbar, weil er sich nach der Konjunktion wegen der flachen Ekliptik nicht aus der Abenddämmerung lösen kann.
Venus wandert vom 31. August bis zum 2. September in etwa einem Grad Abstand südlich am Sternhaufen der Krippe – auch Praesepe oder Messier 44 genannt – im Sternbild Krebs (lateinisch: Cancer) vorbei. Sie leuchtet mit –3,9 mag am Morgenhimmel. Ihr Aufgang verschiebt sich im Monatslauf von 03:40 Uhr auf 05:01 Uhr. Ihre Horizonthöhe bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung, also bei einem Sonnenstand von –6 Grad, nimmt von 21 Grad am 1. September auf 16 Grad am Monatsletzten ab. Im Teleskop präsentiert sich die Venus zur Monatsmitte als knapp zwölf Bogensekunden großes, zu 88 Prozent beleuchtetes Scheibchen – Tendenz schrumpfend. Am 19. September wird es gleich zweimal spannend: Zum einen begegnet Venus an diesem Morgen dem 1,4 mag hellen Stern Regulus (Alpha Leonis) im Löwen. Der minimale Abstand bei dunklem Himmel beträgt etwa 45 Bogenminuten. Später ist zudem die Taghimmelbedeckung der Venus durch den 27 Tage alten Mond beobachtbar, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Sie beginnt um 14:07 Uhr am schmalen, hellen Mondrand und endet um 15:22 Uhr. Venus’ Flächenhelligkeit ist groß genug, um sie im Teleskop am Taghimmel sehen zu können – sie ist heller als die des Mondes. Allerdings steht das Paar zum Zeitpunkt der Bedeckung nur zirka 26 Grad nordwestlich der Sonne. Versierten Beobachtern wird es gelingen, den Planeten aufzuspüren, doch dabei ist große Vorsicht angezeigt. Auf keinen Fall darf direktes Sonnenlicht in das Teleskop fallen! Eine Vorgehensweise für parallaktisch montierte Teleskope geht so: Zunächst lässt man sich von einem Planetariumsprogramm die Rektaszensions- und Deklinationskoordinaten von Sonne und Venus anzeigen und berechnet deren Winkeldifferenzen. Sodann peilt man mit einem Sonnenfilter vor der Optik die Sonne an und zentriert die Sonnenscheibe. Nun bewegt man das Teleskop um die berechneten Koordinatendifferenzen in Rektaszension und Deklination zur Venus. Ist das Teleskop auf die Position der Venus gerichtet und zeigt ganz sicher nicht mehr in die Sonne, kann man den Filter abnehmen, und man sollte die Venus in einem Weitwinkelokular erkennen können. Ein Rotfilter hilft, den blauen Himmelshintergrund abzudunkeln.
Mars geht noch in der Abenddämmerung unter. Der äußere Nachbar der Erde ist in diesem Monat nicht beobachtbar.
Jupiter hält sich im Sternbild Zwillinge (lateinisch: Gemini) auf und entwickelt sich zum Planeten der zweiten Nachthälfte. Der rund –2,1 mag helle Gasriese geht am Monatsersten um 01:55 Uhr auf, am 30. September bereits um 00:24 Uhr. Die Jupiterscheibe erreicht, gemessen am Äquator, zum Monatsende einen Durchmesser von knapp 37 Bogensekunden. Zahlreiche Monderscheinungen lassen sich verfolgen, darunter ein Schattenwurf des Mondes Kallisto zur Monatsmitte. Über weite Teile des Jupiterjahres läuft der äußerste der Galileischen Monde aus Sicht der Erde über oder unter der Jupiterscheibe hinweg. Auf Grund der sich nähernden Tagundnachtgleiche auf Jupiter im Dezember 2026 sind Kallisto-Ereignisse nun jedoch wieder möglich. Sein Schattenwurf am 15. September ist der erste, den man in Mitteleuropa verfolgen kann. Kallisto ist deutlich weiter von Jupiter entfernt als die inneren Monde und erzeugt daher eine größere Halbschattenzone auf der Planetenscheibe. Sein Schatten ist dadurch weniger scharf begrenzt. Am 13., 20. und 27. September lassen sich darüber hinaus mehrfache Durchgänge und Schattenwürfe der Monde Io und Europa verfolgen: Am 29. kommt es zu einem doppelten Durchgang von Io und Ganymed mit gleichzeitigem Schattenwurf durch Io. Die dunklen Mondschatten lassen sich auch mit kleineren Optiken vor der Jupiterscheibe erkennen, bei den Durchgängen kommt es auf den Mond an: Ganymed ist vor der hellen, südlichen tropischen Wolkenzone Jupiters relativ gut zu erkennen. Io und Europa – die innersten beiden Monde – verstecken sich hingegen leicht vor dem dunklen und strukturreichen südlichen Äquatorialband der Jupiteratmosphäre.
Saturn steht am 21. September am Südrand des Sternbilds Fische (lateinisch: Pisces) in Opposition. In diesem Jahr kulminiert der Ringplanet, von der Mitte Deutschlands aus gesehen, in zirka 37 Grad Höhe, knapp 5 Grad mehr als 2024. Anders als im Vorjahr blicken wir nun für das nächste Saturnhalbjahr, also bis 2038, auf die südliche Saturnhalbkugel. Im September schauen wir noch fast auf die Kante des Ringsystems; der Öffnungswinkel beträgt lediglich zwei Grad. Daher kommt es weiter zu Erscheinungen der Saturnmonde, von denen allerdings ausschließlich die von Titan im Amateurteleskop eindrucksvoll sind: Der größte Saturnmond wird am 12. September ab 05:23 Uhr vom Saturnschatten verfinstert und am 28. September ab 03:38 Uhr von der 19,4 Bogensekunden großen Saturnscheibe bedeckt (siehe SuW 10/2024, S. 52). Es dauert jeweils mehr als 20 Minuten, bis Titan hinter dem Planeten beziehungsweise in dessen Schatten verschwunden ist. In beiden Fällen steht Saturn mehr als 20 Grad über dem Horizont, zum Zeitpunkt der Austritte ist der Planet jedoch bereits untergegangen. Der fast volle Mond passiert Saturn am Abend des 8. September nördlich.
Uranus gerät am 6. September im Sternbild Stier in Stillstand und wechselt seine Bewegungsrichtung auf rückläufig, also westwärts. Man findet den 5,7 mag hellen Planeten, am besten mit Unterstützung eines Fernglases, etwa 4,5 Grad südöstlich des auffälligen offenen Sternhaufens der Plejaden (Messier 45). Im Teleskop erscheint der Planet als 3,7 Bogensekunden großes, blassgrünes Scheibchen. Am 1. September geht Uranus um 22:44 Uhr auf, am Monatsletzten um 20:49 Uhr. Er kulminiert Ende September gegen 04:40 Uhr in 60 Grad Höhe.
Neptun befindet sich weiterhin nahe an Saturn: Er erreicht am 23. September, nur zwei Tage nach dem Ringplaneten, seine Opposition – auf den Tag genau 179 Jahre nach seiner Entdeckung durch Johann Gottfried Galle. Nicht weniger als 4,3 Milliarden Kilometer trennen uns an diesem Tag von dem Eisriesen. Neptun bewegt sich wie Saturn rückläufig, wegen seiner größeren Entfernung aber viel langsamer als der Ringplanet. So vergrößert sich der Abstand zwischen beiden: Am 1. September steht Neptun noch 1,9 Grad nordöstlich von Saturn, am 30. September sind es schon 3 Grad. Dennoch bleibt Saturn die beste Aufsuchhilfe. Neptun ist mit rund 7,8 mag scheinbarer Helligkeit nur im Teleskop zu sehen und erscheint bei hoher Vergrößerung als 2,4 Bogensekunden großes, bläuliches Scheibchen. Sein Mond Triton erreicht immerhin 13,4 mag und ist in größeren Teleskopen in ungefähr einem Dutzend Bogensekunden Abstand vom Planeten zu sehen.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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