Planetenlauf im November 2025: Ein Monat der Gasriesen

Im November steht Uranus in Opposition. Der ferne Eisriese steigt dabei besonders hoch an den Himmel. Mehrfach ziehen Saturn und sein Mond Titan voreinander vorbei, und Jupiter beginnt seine Oppositionsschleife.
Merkur wandert nach seiner unbeobachtbaren östlichen Elongation Ende Oktober zwischen Sonne und Erde und erreicht am 20. November seine untere Konjunktion. Er bleibt damit für den größten Teil des Monats unsichtbar, mit Ausnahme der letzten Novembertage: Am 25. passiert er die sehr tief am Ostsüdosthorizont stehende Venus und gewinnt in den folgenden Tagen rasch an Höhe und Helligkeit. Am 30. November steht Merkur um 07:18 Uhr MEZ, dem Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad), bereits knapp 9 Grad hoch und leuchtet 0,2 mag hell. Es ist der Auftakt der letzten Sichtbarkeit des Planeten in diesem Jahr. Sie ist recht günstig und wird in der ersten Dezemberwoche ihren Höhepunkt erreichen.
Venus, die seit März am Morgenhimmel sichtbar war, verabschiedet sich im November von der Himmelsbühne. Am Monatsersten findet man sie noch, –3,9 mag hell, in 8,5 Grad Höhe über dem Ostsüdosthorizont, wenn die Sonne um 06:36 Uhr über –6 Grad steigt und die bürgerliche Dämmerung einsetzt (siehe »Bye-bye, Venus«). In den folgenden Wochen sinkt diese Höhe bei gleichem Sonnenstand stetig, auf 5 Grad am 15. und (praktisch unbeobachtbare) 1,5 Grad am 30. November. Während die Venus in die helle Dämmerung abtaucht, übernimmt Merkur ihre Rolle als Morgenplanet – wenn auch nur bis Mitte Dezember.
Mars kreuzt auf dem erdabgewandten Teil seiner Umlaufbahn und bleibt unbeobachtbar: Er steht wenige Grad östlich der Sonne und geht in der Abenddämmerung unter.
Jupiter gerät am 11. November im Sternbild Zwillinge in Stillstand und beginnt damit seine Oppositionsschleife. Der etwa –2,4 mag helle Planet geht am Monatsersten um 21:28 Uhr auf, am 30. November bereits um 19:31 Uhr. Er ist somit den größten Teil der Nacht zu sehen. Zum Ende des Monats kulminiert Jupiter um 03:30 Uhr in einer Höhe von über 61 Grad. Auf der bis Monatsende 44 Bogensekunden großen Jupiterscheibe (gemessen am Äquator) zeichnen sich dunkle Wolkenbänder, helle Zonen und natürlich auch der Große Rote Fleck ab. Zahlreiche Erscheinungen der vier großen Jupitermonde komplettieren das Geschehen. Besonders am 5. und am 21. November lohnt ein Blick: Am 5. des Monats sind die Schatten von Io und Europa sowie der Mond Io selbst vor der Jupiterscheibe zu sehen. Am 21. sind Io, sein Schatten sowie der des Mondes Kallisto gemeinsam vor den Wolken des Riesenplaneten sichtbar. Letzterer zeigt sich wesentlich diffuser als derjenige des Mondes Io, da Kallisto Jupiter in erheblich größerem Abstand umkreist. Der seltene doppelte Schattenwurf am 21. November gibt Gelegenheit, diese Besonderheit visuell oder fotografisch nachzuvollziehen.
Saturns Oppositionsschleife endet am 29. November im Wassermann. Der 0,9 mag helle Planet kehrt seine Bewegungsrichtung wieder auf rechtläufig, also ostwärts, um. Bei Ende der Abenddämmerung findet man den Ringplaneten im Südosten; seine Kulminationszeiten verfrühen sich von 21:23 Uhr MEZ am Monatsersten auf 19:26 Uhr am 30. November. Saturn erreicht dabei maximal 36 Grad Horizonthöhe, gesehen von der Mitte Deutschlands. Am 1. November geht er um 03:11 Uhr unter, am 30. um 01:14 Uhr – genug Zeit also für einen genaueren Blick. Der lohnt sich besonders am 6./7. und am 22./23. November, wenn Saturns größter Mond, Titan, für jeweils einige Stunden vor der Saturnscheibe vorbeiwandert. Es braucht ein mittelgroßes Teleskop, ruhige Luft und ein scharfes Auge, um den dunkleren Mond vor den hellen Wolken des Gasriesen zu erkennen. Einfacher zu beobachten, auch in kleinen Teleskopen, sind die Bedeckungen von Titan durch Saturn in der Nacht vom 14. auf den 15. November beziehungsweise vom 30. November auf den 1. Dezember – aber natürlich nur die Momente, bevor der Mond am Saturnrand verschwindet beziehungsweise nachdem er wieder aufgetaucht ist. Die Bedeckungen beginnen um 19:45 beziehungsweise 18:18 Uhr und dauern jeweils zirka 15 Minuten. Beim Austritt steht Saturn bereits recht tief. Eine vollständige Liste aller Titanerscheinungen bis Februar 2026 ist in SuW 10/2024, S. 53, abgedruckt. Der Mond begegnet Saturn in diesem Monat zweimal: vom 1. auf den 2. sowie am 29. November.
Uranus steht am 21. November in Opposition. Man findet ihn an prominenter Stelle am Himmel: im Sternbild Stier, gut 4 Grad südlich des Sternhaufens der Plejaden (Messier 45). Seine maximale scheinbare Helligkeit beträgt 5,6 mag. Das ist knapp heller als der Stern 13 Tauri, der am Oppositionstag nur 1,1 Grad westlich vom Planeten steht. Das ist hell genug für das bloße Auge unter dunklem, mondlosem Himmel. Ansonsten findet man Uranus recht einfach mit einem Fernglas. Im Teleskop zeigt sich der Planet bei hoher Vergrößerung als 3,8 Bogensekunden großes Scheibchen mit auffallend grünlicher Farbe. In diesem Jahr kulminiert Uranus zur lokalen, astronomischen Mitternacht in rund 60 Grad Höhe – beste Bedingungen, dem fernen Eisriesen mit dem Teleskop näherzurücken und zum Beispiel seine hellsten Monde Titania, Oberon, Ariel und Umbriel aufzuspüren. Deren Helligkeiten liegen im November zwischen 13,8 und 14,9 mag, also in Reichweite mittlerer Teleskope.
Neptun zieht seine Himmelsbahn rückläufig im Sternbild Fische. Mit seinen 7,8 mag ist er nur mit optischer Hilfe und einer guten Sternkarte zu erkennen. Er kulminiert zur Monatsmitte gegen 20:40 Uhr, und zwar in einer Höhe von 38,5 Grad.
Kurz erklärt
Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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