Plankton: Klimawandel macht das Meer blauer
Auf den zweiten Blick ist der »blaue Planet« auch zu Wasser deutlich facettenreicher: Die Ozeane weisen keinen einheitlichen Blauton auf, sondern sind je nach Region mal mehr, mal weniger blau oder auch grün. Verursacht werden diese Farbspiele durch das Phytoplankton, das in unterschiedlicher Konzentration im Meer vorkommt und damit entscheidend dessen Färbung beeinflusst. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten sich diese Farbunterschiede noch verstärken, mutmaßen Stephanie Dutkiewicz vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge und ihr Team in »Nature Communications«: Die Aufheizung der Ozeane sorge demnach dafür, dass sich die Lebensbedingungen für Algen je nach Region noch weiter verschlechtern beziehungsweise verbessern. Regionen, in denen die Planktonkonzentration im Wasser bereits sehr hoch ist, werden grüner, weil die Algen dort noch besser gedeihen können. Umgekehrt nimmt ihre Menge in heute schon blauen Regionen noch weiter ab, so dass sich hier dieser Farbton intensiviert.
Betroffen sei davon mindestens die Hälfte der Ozeanfläche, so die Wissenschaftler. Die Subtropen als algenarmes Gebiet würden demnach blauer, tropische Auftriebsregionen – wo kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser aufsteigt – sowie polare Gewässer dagegen grüner. Diese habe dann wahrscheinlich auch Konsequenzen für die Nahrungskette, schreiben Dutkiewicz und Co. Plankton steht am Anfang der Nahrungskette, so dass verschärfter Mangel natürlich Konsequenzen für höhere Lebewesen habe. Für ihre Studien griffen die Forscher auf Satellitenbildreihen zurück, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen. Auf Basis dieser Daten modellierten sie dann, wie sich die Algenverteilung bis 2100 bei letztlich bis zu drei Grad Celsius wärmeren Wasser entwickelt. Das derzeitig gängige mittlere Szenario geht von einer derart hohen Aufheizung der Ozeane aus.
Die Farbe der Ozeane hängt davon ab, wie viel Sonnenstrahlung absorbiert und reflektiert wird. Algenarmes Wasser schluckt den größten Teil des Spektrums und reflektiert nur den Blauanteil, das Plankton wiederum absorbiert einen großen Teil der blauen Wellenlängen, aber wenig grüne – weshalb diese Gebiete aus dem Weltraum entsprechend grün wirken. Die Phytoplanktonmenge schwankt allerdings auch saisonal und von Jahr zu Jahr sehr stark. Der Wechsel von El Niño und La Niña im Pazifik beispielsweise verändert drastisch die Lebensbedingungen für Algen in verschiedenen Gebieten des Ozeans. Wenn statt kaltem Auftriebswasser vor der südamerikanischen Küste dort plötzlich wärmeres Oberflächenwasser dominiert, verschiebt sich auch das Artenspektrum und die Konzentration des Phytoplanktons dort erheblich. Ob Menschen die Farbverschiebungen allerdings direkt ausmachen können, ist unsicher. Gegenüber dem »Guardian« schränkte Koautorin Anna Hickman dies ein: »Ich nehme an, dass wir diese Änderung mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmen können.«
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