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Umweltverschmutzung: Plastikmüll erreicht tiefsten Punkt der Meere

Es war abzusehen, ist aber dennoch traurig: Selbst in 11 000 Meter Tiefe liegen die Überreste unserer Zivilisation auf dem Meeresboden.
Feuerfisch inspiziert Plastiktüte im Meer (Symbolbild)

Die Menschheit hat es geschafft – auch wenn es zu erwarten war: Selbst im Marianengraben in einer Tiefe von rund 10 900 Metern liegen mittlerweile Überreste unserer so genannten Zivilisation. Eine Auswertung der Bilder von U-Booten und Tauchrobotern habe gezeigt, dass selbst in den größten Tiefen der Ozeane kleinerer und größerer Plastikmüll liegt, schreiben Sanae Chiba von der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology und Kollegen in »Marine Policy«. Überwiegend handelte es sich bei den fotografierten Gegenständen um Wegwerfprodukte, die wohl nach einmaligem Gebrauch entsorgt wurden.

In Tiefen jenseits von 6000 Metern sinken demnach mehrheitlich größere Plastikgegenstände wie komplette Tüten, Flaschen oder andere Gebrauchsgegenstände, die schon nach der ersten Nutzung weggeworfen wurden. In der Tiefsee entfallen laut den Fotos etwas mehr als 50 Prozent der fotografierten Abfälle in den Bereich des Makroplastiks, in flacheren Gewässern stellen sie dagegen nur ein Drittel des gesamten Mülls dar. Das hängt wahrscheinlich mit den unterschiedlichen Zersetzungsgeschwindigkeiten zusammen: An der Meeresoberfläche sorgen UV-Licht und mechanischer Abrieb etwa durch Wellen dafür, dass das Material zerkleinert wird. In der kalten und dunklen Tiefsee spielt dies dagegen keine Rolle.

Den absoluten Rekord hält eine auf 10 898 Meter gesunkene Plastiktüte. Rund ein Fünftel aller Bilder zeigt zudem, dass die absinkenden Tüten, Flaschen und andere Gebrauchsgegenstände die Tierwelt der Tiefsee beeinträchtigen können: Seesterne, Schwämme und weitere wenig mobile oder ortsfeste Organismen werden von ihnen bedeckt oder beschädigt. Eine Detailanalyse des nordwestlichen Pazifiks erbrachte, dass sich dort pro Quadratkilometer zwischen 17 und 335 Gegenstände abgelagert haben – und das bis zu 1000 Kilometer vom Festland entfernt.

Nur ein umfängliches Verbot von Wegwerfprodukten und eine strikte Kontrolle der Abfälle an Land könne dafür sorgen, dass sich das Problem nicht weiter verschärfe, so die Wissenschaftler. Die Folgen der Zwangsabgabe auf Plastiktüten in Großbritannien lassen vermuten, dass entsprechende Maßnahmen erfolgreich sein können: Seit sie eingeführt wurde, ging die Zahl der ausgegebenen Taschen deutlich zurück. In der Folge verringerte sich die Zahl der an den Stränden angeschwemmten Tüten merklich. Die Europäische Union diskutiert momentan, ob Einwegplastikstrohhalme und -geschirr verboten werden sollen.

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