Gesellschaftliche Polarisierung: Mit Wissenschaft gegen hitzige Debatten?

Die Menschen in Deutschland nehmen die Gesellschaft als polarisiert wahr: 75 Prozent teilen den Eindruck, dass Meinungen zunehmend auseinanderdriften. 66 Prozent glauben, dass öffentliche Diskussionen immer häufiger emotional und weniger sachlich geführt werden. Dies sind Befunde des Wissenschaftsbarometers 2025, einer repräsentativen Befragung, die seit 2014 jährlich durchgeführt wird.
Was könnte zur Versachlichung von gesellschaftlichen Debatten beitragen? Hier liegt wissenschaftliche Evidenz als mögliche Antwort nahe, und entsprechend meinen 64 Prozent der insgesamt 2011 befragten Personen, dass Wissenschaftler in öffentlichen Debatten ebenso stark vertreten sein sollten wie Experten aus anderen Bereichen. Dass Ergebnisse aus der Forschung jedoch tatsächlich eine Konsens stiftende Kraft entfalten, ist damit nicht gesagt. So stimmen weniger als die Hälfte – 46 Prozent – der Aussage zu, dass wissenschaftliche Erkenntnisse ein gemeinsamer Bezugspunkt für die Gesellschaft sind; zehn Prozent glauben das nicht, 36 Prozent sind in dieser Frage unentschieden, weitere sieben Prozent machten hierzu keine Angabe.
Mehr wissenschaftliche Information gegen die Spaltung?
Womöglich ließe sich gesellschaftliche Spaltung dennoch mithilfe von mehr wissenschaftlicher Information in öffentlichen Debatten abbauen. Wie dies geschehen könnte, dazu wurden verschiedene Möglichkeiten abgefragt, unter denen die Panel-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer die drei aus ihrer Sicht am besten geeigneten auswählen sollten. Demnach halten die Menschen das Erklären komplexer Sachverhalte in verständlicher Sprache sowie das Aufdecken von Fehlinformationen und Mythen für besonders vielversprechend, der Polarisierung entgegenzuwirken; jeweils knapp die Hälfte der Befragten nannten unter anderem diese beiden Strategien.
Seit 2017 erhebt das Wissenschaftsbarometer auch das generelle Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung liegen hier im Rahmen der früheren Daten. 44 Prozent der Menschen im Land vertrauen der Wissenschaft demnach »voll und ganz« oder »eher«, knapp zehn Prozent vertrauen »nicht« oder »eher nicht«, gut jeder Dritte ist in der Vertrauensfrage unentschieden.
Für das Wissenschaftsbarometer erhebt die Berliner Organisation Wissenschaft im Dialog seit 2014 jährlich die Einstellungen der Menschen in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung. Während die repräsentativen Umfragen bislang mit jeweils rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern telefonisch durchgeführt worden waren, wurde 2025 die Befragungsmethode auf ein Online-Panel mit computergestützten Interviews umgestellt, an denen insgesamt 2011 Personen teilnahmen.
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