Direkt zum Inhalt

Wetter: Pollen im April gleich Regen im Mai?

Eigentlich soll Blütenstaub gewährleisten, dass sich Pflanzen vermehren können. Doch die Pollen haben offensichtlich auch einen unerwarteten Einfluss auf das Wetter und den Regen.
Mit Pollen bedeckte Biene

Deutschlandweit war der April laut dem Deutschen Wetterdienst zu trocken und zu sonnig – zumindest verglichen mit dem langjährigen Durchschnitt. Und prompt folgte Anfang Mai eher ungemütliches und nasses Wetter: ein Muster, das wir auch schon 2014 beobachten konnten. Ob das auch mit dem starken Pollenflug im Schönwettermonat April zusammenhängt, ist noch ungeklärt, doch belegt nun eine Studie von Allison Steiner an der University of Michigan und ihren Kollegen, dass der Blütenstaub Regenfälle zumindest begünstigen kann. Bislang hatten Atmosphärenforscher vermutet, dass die Pollen im Gegensatz zu anderen Aeorosolen wie feinem Staub oder flüchtigen, gasförmigen Pflanzensubstanzen meist zu groß sind, um als Kondensationskeime für Wasserdampf zu dienen und dadurch Wolken zu erzeugen. Doch ein Blick in die medizinische Fachliteratur belehrte zumindest Steiner und Co eines Besseren: "Allergologen wissen, dass Pollen in kleinste Bruchstücke zerfallen können, die dann eine allergische Reaktion des Körpers auslösen", so die Forscherin.

Im Experiment entdeckten sie dann, dass die Pollen unter feuchten Bedingungen auch in der Luft zerbrechen können. "Wenn Pollen nass werden, brechen sie leicht innerhalb weniger Sekunden oder Minuten in zahlreiche kleine Teilchen, die als Kondensationskeime dienen können", so Steiner. In einem weiteren Versuch tränkten die Wissenschaftler daher Pollen von Eichen, Birken, Kiefern, Zedern und Ambrosien – die alle große Mengen windverbreiteter Pollen erzeugen – mit Wasser und sprühten das Gemisch dann in eine Wolkenkammer im Labor: Mit diesen Vorrichtungen kann man im kleinen Maßstab die Wolkenbildung nachstellen. Tatsächlich sorgten Blütenstaubbröckchen mit Größen zwischen 50 und 200 Nanometern dafür, dass Wasser daran kondensierte und sich Wolken herausbildeten – unabhängig von der Pflanzenart, von der die Pollen stammten. Ursprünglich waren diese 20 bis 50 Mikrometer groß, doch zerbrachen sie schon innerhalb von einer Stunde in kleinere Teile.

Ein kräftiger Gewitterschauer reicht also bereits aus, um aus vorhandenem Blütenstaub neue Kondensationskerne für weitere Wolken zu erzeugen. Und auch für Allergiker hatten die Forscher ein Ergebnis: Die Zerfallsprodukte bestanden demnach vor allem aus Kohlenwasserstoffen und Proteinen. Die Ergebnisse will Steiners Team nun in der Natur überprüfen: "Dieser Prozess könnte den gesamten Wachstumszyklus der Pflanzen beeinflussen. Bäume setzen Pollen frei, die Wolken produzieren, welche letztlich Regen bringen, der wiederum die Vegetation tränkt."

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.