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Radioastronomie: Präzise Messung der Entfernung eines Pulsars

Pulsar (Computergrafik)

Die Entfernung des Pulsars PSR J2222-137 im Sternbild Wassermann wurde von einem internationalen Forscherteam um Adam T. Deller vom Netherlands Institute for Radio Astronomy (ASTRON) sehr exakt vermessen, wobei die Astronomen derzeit den Entfernungsrekord für ein solches Objekt halten. Sie setzten dafür den weltweiten radioastronomischen Antennenverbund VLBI (Very Long Baseline Interferometry) ein und geben die Distanz zum Pulsar zu 871,4 Lichtjahren an. Die Angabe ist dabei auf ein halbes Prozent genau.

Parallaktische Entfernungsbestimmung | Durch die Umlaufbewegung der Erde um die Sonne verschieben sich die Positionen von Himmelskörpern wie Sternen geringfügig im Vergleich zu weit entfernten Objekten im Hintergrund. Durch Messungen im zeitlichen Abstand von einem halben Jahr lässt sich diese Verschiebung bestimmen und daraus die Entfernung des beobachteten Objekts errechnen.
Die Forscher beobachteten PSR J2222-0137 über einen Zeitraum von zwei Jahren und machten sich für die Entfernungsbestimmung die Erdbahnparallaxe zu Nutze. Beim Umlauf der Erde um die Sonne verschieben sich durch die veränderte Perpektive die Positionen von Himmelskörpern gegenüber weit entfernten Hintergrundobjekten geringfügig. Aus den beobachteten Winkelunterschieden lässt sich dann die Entfernung des näheren Objekts berechnen. Misst man die Positionen im zeitlichen Abstand von einem halben Jahr, so ist die Verschiebung am größten und lässt sich trotz ihrer geringen Ausmaße mit präzisen Messverfahren ermitteln. Dieses Verfahren nennen die Astronomen trigonometrische Parallaxenbestimmung. Um die Präzision ihrer Messungen zu erhöhen, beobachteten die Astronomen um Deller den Pulsar über mehrere Halbjahreszyklen.

Pulsare sind Neutronensterne, also Überreste ausgebrannter, massereicher Sterne. Sie sind nur wenige dutzend Kilometer groß, ihre Masse kann aber das Dreifache der Sonne erreichen. Neutronensterne besitzen ein starkes Magnetfeld und erzeugen in der Nähe ihrer magnetischen Pole unter anderem auch Radiostrahlung. Da sie meist rasend schnell rotieren – die Rotationsperiode von PSR J2222-137 beträgt beispielsweise nur rund 33 Millisekunden –, geraten die Magnetpole bei günstiger Orientierung der Rotationsachse periodisch in unser Blickfeld, wobei der Pulsar kurz aufblitzt. Da dieses Aufblitzen mit sehr hoher Regelmäßigkeit erfolgt, die an die Genauigkeit der besten Atomuhren heranreicht, wurden diese Objekte nach ihrer Entdeckung in den 1960er Jahren Pulsare genannt.

Durch die nun genau bekannte Entfernung von PSR J2222-0137 lassen sich weitere Angaben zu diesem Objekt machen. Die Astronomen stellten fest, dass der Pulsar nicht allein ist, sondern in 2,4 Tagen den gemeinsamen Schwerpunkt mit einem bislang noch unbekannten Begleiter umrundet. Bei diesem könnte es sich um einen weiteren Neutronenstern oder einen Weißen Zwerg handeln. Die Forscher planen, den Pulsar demnächst mit leistungsstarken optischen Teleskopen zu untersuchen, um die Natur des Begleiters zu ermitteln. Ein Weißer Zwerg würde sich auf diese Weise leicht identifizieren lassen.

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  • Quellen
Originalarbeit: Deller, A. T. et al., The Astrophysical Journal, im Druck, 2013

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