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News: PRIMA Krebstherapie?

Ein kleines Molekül weckt große Hoffnungen bei Krebspatienten. Die Substanz namens PRIMA-1 ist offenbar in der Lage, sowohl in Zelllinien also auch bei krebskranken Mäusen den "Wächter des Genoms" p53 zu reaktivieren - ein Protein, das normalerweise in geschädigten Zellen den programmierten Zelltod auslöst, in vielen Krebserkrankungen aber mutiert ist.
Zellen besitzen strikte Kontrollsysteme, die sofort eingreifen, wenn im normalen Zellzyklus etwas nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Dazu gehört auch das Protein p53, das bei einer Schädigung des Erbguts entweder die Zellteilung anhält oder die betroffene Zelle gar in den programmierten Zelltod, die Apoptose, schickt. Bei über der Hälfte aller menschlichen Krebserkrankungen ist das entsprechende Gen jedoch mutiert, mit fatalen Folgen: Das Protein ist falsch gefaltet und erfüllt seine Rolle als Wachposten nicht mehr. Die Zellen können sich deshalb unkontrolliert teilen und Tumoren bilden.

Manche Ansätze in der Krebstherapie zielen daher darauf ab, in den entarteten Zellen das p53-Gen zu reparieren oder das Protein wieder in die richtige Form zu bringen. Forscher um Klas Wiman vom Karolinska Institute in Stockholm entdeckten nun einen weiteren Kandidaten, der für diese Aufgabe in Frage kommt. Als sie eine Reihe kleiner Moleküle auf ihre Eignung überprüften, stießen sie auf eine organische Verbindung, die offenbar das mutierte p53 in den untersuchten Zellen reaktivierte. Deshalb nannten sie es PRIMA-1 – für p53 reactviation and induction of massive apoptosis.

Die viel versprechenden Ergebnisse blieben nicht auf Zelllinien beschränkt. Als die Wissenschaftler Mäuse behandelten, die an Tumoren aus menschlichem Gewebe litten, hatten sie ebenfalls Erfolg. Egal, ob sie PRIMA-1 intravenös oder in die Tumoren direkt spritzten, das Wachstum der Wucherungen stoppte beinahe vollständig – das p53 erfüllte offenbar wieder seine Aufgabe, geschädigte Zellen in den Selbstmord zu treiben. Die Tiere mussten dabei mit keinerlei Nebenwirkungen kämpfen.

Wie allerdings das Molekül die missgefalteten p53-Varianten wieder in die richtige Form bringt, konnten die Forscher noch nicht klären. Ihre Versuche unter Ausschluss anderer zellulärer Proteine deuten darauf hin, dass es direkt mit p53 wechselwirkt, doch wollen Wiman und seine Mitarbeiter andere Mechanismen nicht ausschließen. Weitere Untersuchungen, mit Hilfe von Kernspinresonanzverfahren und Röntgenkristallographie, sollen nun Licht ins Dunkel bringen. Bis PRIMA-1 seinen Weg in klinische Versuche findet, werden aber wohl noch mindestens zehn Jahre vergehen, meint Wiman.

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