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Primatenforschung: Affen nutzen Wissenschaftler als Schutzschilde

Weißkehlmeerkatzen fühlen sich sicherer vor Fressfeinden, wenn Forscher sie beobachten.
Schimpansenporträt

Wenn Wissenschaftler Tiere in freier Wildbahn beobachten, dann erhoffen sie sich davon in der Regel einen möglichst unverfälschten Eindruck vom natürlichen Verhalten ihrer Forschungsobjekte. Allein die pure Anwesenheit von Menschen in der Nähe könnte aber größere Auswirkungen haben als bisher gedacht. Das zeigt nun eine Studie von Forschern um Katarzyna Nowak von der Durham University. Die Forscher untersuchten im Soutpansberg-Gebirge in Südafrika, wie sich das Fressverhalten von Weißkehlmeerkatzen (Cercopithecus albogularis erythrarchus) unter Beobachtung verändert.

Dazu legten die Forscher am Boden und in verschiedener Höhe in den Bäumen Futtereimer mit Erdnüssen aus. Waren keine Menschen zugegen, aßen die Tiere nur selten und von kürzerer Dauer die Nahrung am Boden – vermutlich aus Angst, am Ende selbst auf dem Speiseplan von Leoparden oder anderen Wildkatzen zu landen. Wussten die Meerkatzen jedoch, dass Forscher zugegen waren und sie beobachteten, änderten sie ihr Verhalten. Nun verweilten die Tiere länger an den Futterstationen, der Effekt erstreckte sich sowohl auf die Nahrungsdepots am Boden als auch auf die in den Bäumen. Allerdings war er für die Futterstationen am Boden am stärksten. Nowak und ihr Team vermuten, dass die Primaten die Menschen als eine Art "Schutzschild" gegen Fressfeinde ansahen. Und tatsächlich halten diese oft allein durch ihre Anwesenheit so manches Raubtier von den Forschungsstätten fern. Das wirft die Frage auf, wie sich Spezies, die inzwischen an den Menschen gewöhnt sind, verhalten, wenn keine Forscher zugegen sind, erklärt Nowak gegenüber dem Onlinemagazin "Mongabay". Die Ergebnisse verdeutlichen: Wirklich unbeeinflusstes Verhalten erlebt man auch in Studien in der freien Wildbahn bei Tieren nicht.

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