Reinkarnationsglaube: Mysteriöse Erinnerungen, belastete Psyche

Manche Menschen glauben, vor ihrer Geburt schon einmal gelebt zu haben. Forschende aus Brasilien und den USA haben nun untersucht, was diese Personen und ihre Psyche ausmacht. Das Team um Sandra Maciel de Carvalho von der brasilianischen Bundesuniversität von Juiz de Fora befragte online 402 Erwachsene, die sich nach eigenen Angaben an ein früheres Leben erinnern können. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 42 Jahre alt, überwiegend weiblich und meist gut gebildet.
Bei vier von fünf Befragten waren die Erinnerungen spontan aufgetreten, im Schnitt im Alter von 20 Jahren. Mehr als zwei Drittel der Probanden berichteten zudem von Phobien oder Ängsten, die schon in der Kindheit begonnen hatten; rund die Hälfte wies zudem Muttermale oder ähnliche äußerliche Besonderheiten auf. Beides brachten sie mit ihrem früheren Leben in Verbindung – etwa mit Verletzungen oder den Umständen ihres Todes.
Auffällig war eine erhöhte Rate psychischer Belastung: 46 Prozent der Teilnehmenden wiesen Symptome von Angststörungen, einer Depression oder anderen stressbedingten Erkrankungen auf. 39 Prozent zeigten Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Religiosität und Spiritualität wirkten dagegen schützend: Sie gingen mit größerer Lebenszufriedenheit und weniger Symptomen einher.
Unklar bleibt, ob die psychischen Probleme eine Folge der mysteriösen »Erinnerungen« sind oder ob sie eine Rolle bei deren Entstehung gespielt haben. In Brasilien ist der Glaube an Reinkarnation vergleichsweise weit verbreitet, auch unter Katholiken. Das schränke die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Kulturkreise möglicherweise ein, so die Forschenden.
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