Therapieforschung: Weniger Symptome sind nicht der einzige Vorteil

Psychotherapie wird oft daran gemessen, ob sie die Symptome von Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen lindert. Doch eine neue Überblicksarbeit in der Fachzeitschrift »The Lancet Psychiatry« zeigt, dass Behandelte ihre Fortschritte viel breiter definieren. Ein internationales Forschungsteam um Michaela Ladmanová von der Masaryk-Universität im tschechischen Brno wertete 177 qualitative Studien aus 24 Ländern aus. Mehr als 2900 ehemalige Klientinnen und Klienten einer Einzeltherapie oder psychologischen Beratung hatten darin jeweils beschrieben, wie sie sich im Verlauf der Behandlung weiterentwickelt hatten.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten zehn zentrale Bereiche, in denen sich etwas verändert hatte. Neben einer Linderung von Krankheitssymptomen berichteten viele Klientinnen und Klienten über bessere soziale Beziehungen. Sie waren offener in der Interaktion mit ihren Mitmenschen, wählten soziale Kontakte bewusster aus und fühlten sich sicherer in persönlichen Begegnungen. Auch ein vertieftes Verständnis für eigene Gedanken und Verhaltensweisen, eine bessere Gefühlsregulation und positive neue Routinen wurden genannt. Zudem berichteten die Befragten, weniger selbstkritisch zu sein und allgemein eine positivere Einstellung zum Leben zu haben.
Psychotherapie löse demnach nicht nur Probleme, sondern fördere insgesamt das persönliche Wachstum, betonen die Forschenden. Messinstrumente für den Erfolg von Psychotherapien sollten diese breiteren Fortschritte künftig berücksichtigen.
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