Quastenflosser: Sensationelle Bilder eines lebenden Fossils

Es war eine Weltsensation, als Fischer 1938 einen Quastenflosser aus dem Indischen Ozean vor der südostafrikanischen Küste zogen: Die Art galt schließlich seit 65 Millionen Jahren als ausgestorben. Knapp 60 Jahre später beschrieben Biologen dann sogar noch eine zweite Spezies, den Manado-Quastenflosser (Latimeria menadoensis) aus der Celebessee vor der indonesischen Insel Sulawesi. Einem Team um Alexis Chappuis vom Centre for Collaborative Research on Aquatic Ecosystems in Eastern Indonesia ist es erstmals gelungen, diese selten gesichtete Art direkt zu beobachten und zu erforschen. Vorherige Aufnahmen gehen einzig auf Tauchroboter zurück.
Manado-Quastenflosser leben in größeren Tiefen als ihre ostafrikanischen Verwandten und sind daher schwieriger nachzuweisen. Außer an Sulawesis Nordküste wurden sie auch schon an der Westküste Neuguineas gefunden. Um weitere potenzielle Populationen der Art aufzuspüren, erkundeten Chappuis und Co verschiedene Küstengewässer in den nördlichen Molukken, wo sie während eines Tauchgangs im Oktober 2024 an einem steilen Vulkanabhang schließlich in 150 Meter Tiefe einen Quastenflosser sahen. Das 1,1 Meter lange Tier hielt sich zum Erstaunen der beiden Taucher im offenen Wasser auf und nicht in einer Höhle oder unter einem felsigen Überhang, wo sich diese Fische sonst tagsüber verstecken.
Während der Begegnung stellte der Quastenflosser seine Rückenflosse aufrecht, was er normalerweise nur bei aktivem Verhalten tut oder wenn er sich verteidigen will. Bei einem zweiten Tauchgang am darauf folgenden Tag stieß das Team wieder auf das Tier, das sich ähnlich wie am Vortag verhielt. Da die Art durch Tourismus, Beifang der Fischerei und Wilderei für Aquarien bedroht ist, halten die Forscher den genauen Fundort geheim, bis lokale Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Fischen, die heute existieren, besitzen Quastenflosser fleischige, beinartige Brust- und Bauchflossen, die an Gliedmaßen erinnern und alternierend bewegt werden können. Die ersten Vertreter dieser Fische stammen aus der Zeit des Devons vor 420 Millionen Jahren; ihre Nachkommen sehen praktisch identisch aus und besitzen auch immer noch einige archaische Merkmale, die modernen Fischen fehlen. Ein spezielles und einmaliges Gelenk im Schädel beispielsweise gestattet ihnen, ihr Maul rasch aufzureißen und so eine schnelle Saugschnappbewegung durchzuführen, mit der sie Beute zackig in ihr mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul befördern.
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