Radioquelle: »Unheimlich« rotierendes Objekt in der Milchstraße
Eine rund 4000 Lichtjahre von der Erde entfernte transiente Radioquelle gibt Rätsel auf: Für wenige Stunden strahlt sie alle 18 Minuten rund 30 bis 60 Sekunden lang stark polarisierte Radiowellen ab, um dann für längere Zeit zu verstummen. Die Gruppe um Natasha Hurley-Walker von der australischen Curtin University und dem International Centre for Radio Astronomy Research ICRAR vermutet, dass die Radioquelle ein Neutronenstern mit einem extrem starken Magnetfeld ist. Auch ein stark magnetisierter Weißer Zwerg lässt sich nicht ausschließen, wie das Team in »Nature« berichtet hat.
Entdeckt wurde die ungewöhnliche Radioquelle GLEAM-X J162759.5-523504.3 im Sternbild Winkelmaß (Norma) mit dem Murchison Widefield Array (MWA) in Australien, einem System aus Radioteleskopantennen, das zur Überwachung des gesamten dort zugänglichen Himmels dient. Dort fiel dem Doktoranden Tyrone O'Doherty die Radioquelle auf, als er ein neues, von ihm entwickeltes Auswerteprogramm ausprobierte.
Transiente Radioquellen sind für sich gesehen nichts Ungewöhnliches, aber entweder halten sie mehrere Wochen oder Monate an wie Supernova-Explosionen oder sind extrem kurz wie die Radioblitze eines Pulsars. Aber eine Quelle, die rund eine Minute lang aktiv ist, dann wieder schweigt und wieder aufleuchtet, war bisher unbekannt.
Repeating Transient Animation from ICRAR on Vimeo.
Die Quelle war ungewöhnlich hell und ihre Strahlung mit 88 Prozent hochgradig polarisiert, das heißt, die Radiowellen breiteten sich entlang einer bevorzugten Schwingungsebene aus. Dies weist auf ein sehr starkes Magnetfeld am Ursprung hin.
»Das war völlig unerwartet«, sagte Hurley-Walker in einer Pressemitteilung. »Für einen Astronomen war es irgendwie unheimlich, denn es gibt nichts am Himmel, was so etwas tut.«
Bei dem Objekt könnte es sich daher um einen theoretisch vorhergesagten »Magnetar mit ultralanger Periode« handeln, einem langsam rotierenden Neutronenstern. Allerdings leuchtet er wesentlich heller als in den Vorhersagen, auf eine noch unbekannte Weise wandelt der kompakte Sternrest magnetische Energie sehr effizient in Radiowellen um. Derzeit hofft die Gruppe um Hurley-Walker auf ein Wiedererscheinen des Objekts am Himmel, um es noch ausführlicher untersuchen zu können.
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