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Gletschermumie: Die Rätsel des Ötzi

Auch 25 Jahre nach ihrer Entdeckung hat die Gletschermumie vom Hauslabjoch in Tirol noch längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben. 'Spektrum.de' stellt hier fünf dieser offenen Fragen, deren Antworten noch ausstehen.
Rekonstruktion von Ötzi

Sein Tod ist rätselhaft: Er starb vor rund 5300 Jahren am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen, 3200 Meter über dem Meeresspiegel, eines gewaltsamen Todes. Seinen Spitznamen kennt heute jedes Kind. Schließlich hat das Eis eines nahen Minigletschers "Ötzi" kurz nach dessen Tod unter sich begraben und die Leiche erst vor 25 Jahren nach einem Super-Sommer wieder freigegeben. Seither haben Forscher aus aller Welt versucht, der Gletschermumie ihre Geheimnisse zu entlocken. Mit beachtlichem Erfolg: Heute kennen wir die letzten Mahlzeiten des Steinzeitmanns, wissen, dass der 45-Jährige braune Augen hatte und sich mit diversen Gesundheitsproblemen vom Zahnfleischschwund vermutlich bis zu Magengeschwüren herumschlug. Ötzi gehörte wohl zur Oberschicht, war gut trainiert und lief in den Tagen vor seinem Tod einige tausend Höhenmeter in den Alpen rauf und runter. Aber manche Fragen sind heute noch offen. Relevante Fragen wie die folgenden fünf.

Wie soll Ötzi der Nachwelt erhalten bleiben?

Besonders eine davon treibt den Leiter des Instituts für Mumien und den Iceman in der Europäischen Akademie Bozen, Albert Zink, um: Wie soll Ötzi der Nachwelt einschließlich heutiger und zukünftiger Forschergenerationen erhalten bleiben? Soll man die Gletschermumie einfach im Eis liegen lassen oder unter den gleichen Bedingungen aufbewahren, bei denen sie 5300 Jahre auf dem Tisenjoch überdauert hat? Das ist auf Dauer keine Lösung. So war Ötzi zu Lebzeiten vermutlich etwa 50 Kilogramm schwer und 160 Zentimeter groß. Nach 5300 Jahren im Eis war die Leiche auf 153 Zentimeter zusammengeschrumpft und wog nur noch 13 Kilogramm. "Der Leichnam wurde wohl rasch nach seinem Tod gefriergetrocknet und verlor dabei große Mengen Wasser", erklärt Albert Zink diesen Verlust.

Derzeit liegt die Gletschermumie bei sechs bis sieben Grad minus in einer Kühlkammer und darf so im Südtiroler Archäologiemuseum von der Nachwelt bestaunt werden. Die wenigsten Besucher bekommen mit, dass Ötzi vor ihren Augen weiter schrumpft. Zwar sind die Wände der Kühlkammer mit Eisplatten ausgelegt, und die Luftfeuchtigkeit liegt bei satten 98 Prozent. Trotzdem verdunsten jeden Tag ein bis zwei Gramm Wasser aus der Gletschermumie, die in ihrem Gewebe noch Restwasser enthält. Nach einer einfachen Rechnung könnte Ötzi so in jedem Jahr ein Pfund Gewicht verlieren. In der Praxis holen die Forscher den gefriergetrockneten Steinzeitmann nach ein oder zwei Monaten aus seiner Kühlkammer und besprühen ihn im Vorraum mit sterilem Wasserdampf. "Dieses Wasser legt sich als feiner Nebel auf die Haut, friert fest, und ein Teil davon dringt in die Gletschermumie ein", erklärt der Anthropologe Albert Zink die Methode, die den Gewichtsverlust ausgleichen soll.

Ötzis Fundstelle | Auf dem Similaun-Gletscher im Ötztal wurde die Gletschermumie vor 25 Jahren gefunden. 5300 Jahre nach Ötzis Tod gab der Gletscher seine Leiche frei – und der Forschung viele Rätsel auf. Die Lagerung im Eis war recht gut, dennoch hat die Leiche darunter gelitten. Zu Lebzeiten wog Ötzi wohl um die 50 Kilogramm, seine Überreste heute nur 13: Er wurde im Eis gefriergetrocknet.

Bei jedem Besprenkeln aber besteht das Risiko, dass neue Mikroorganismen zu Ötzi vordringen und ihm schaden. Schon deshalb ist das derzeitige Verfahren keine Dauerlösung für die kommenden Jahrzehnte. Natürlich könnte man den Steinzeitmann in klarem Eis einfrieren und so den Wasserverlust eindämmen. Die Museumsbesucher könnten ihn dann sozusagen in seiner natürlichen Umgebung der vergangenen Jahrtausende bestaunen. Ob das klappt, wissen die Ötzi-Forscher aber noch nicht, fertig ist ihr Konzept bisher also nicht. Auch, weil sie die Risiken so niedrig wie möglich halten wollen.

Was steht in der Krankenakte des Mannes aus dem Eis?

Vermutlich hat es der Steinzeitmann in seinem Leben ähnlich gemacht und versucht, Risiken zu minimieren. Was vor 5300 Jahren wohl schwieriger als heute war, weil zum Beispiel die Errungenschaften der modernen Medizin fehlten. Die aber hätte Ötzi vermutlich gut brauchen können. Schließlich plagten Krankheitserreger und auch sein eigener Organismus ihn offensichtlich sehr. Dabei finden Anthropologen wie Albert Zink und der Bioinformatiker Thomas Rattei von der Wiener Universität einige Leiden, die bisher eher für Zivilisationskrankheiten des 20. und 21. Jahrhunderts gehalten wurden.

Durchleuchten die Forscher den Gletschermann zum Beispiel per Computertomografie, entdecken sie in seinen Adern deutliche Spuren von Arteriosklerose. "Diese Kalkablagerungen brachten vermutlich ein deutliches Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall mit sich", erklärt Albert Zink. Das 2012 entzifferte Erbgut verrät dem Anthropologen auch, dass der Steinzeitmann eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit für solche Herz-Kreislauf-Erkrankungen geerbt hatte. Ähnliche Arterienverkalkungen wie bei Ötzi entdeckten Wissenschaftler seither auch bei anderen Mumien, die in Ägypten, Südamerika oder auf den Aleuten gefunden wurden. Typische Krankheitsbilder der Neuzeit scheinen Herzinfarkt und Schlaganfall nicht ausschließlich zu sein.

Das gilt übrigens auch für weitere Leiden – von der Zahnfleischentzündung Parodontose bis hin zu Magengeschwüren. Hinter beiden "Zivilisationskrankheiten" stecken Bakterien, die Thomas Rattei in der Gletschermumie nachweisen kann: Treponema denticola lässt noch heute genau wie damals bei Ötzi das Zahnfleisch schwinden und schwächt so den Halt der Zähne. Und Infektionen mit den im Magen des Steinzeitmanns nachgewiesenen Bakterien Helicobacter pylori können auch im 21. Jahrhundert noch Magengeschwüre und Krebs nach sich ziehen. Wenn schon solche Zivilisationskrankheiten steinalt sind, wie sieht es dann mit den anderen Problemfällen der modernen Medizin aus? Finden sich in der Mumie zum Beispiel vielleicht Bakterien, die bereits in der Steinzeit gegen Antibiotika resistent waren? Musste Ötzi sich eventuell ähnlich wie unsere Zeitgenossen mit Grippeviren herumschlagen? Und wie hat er auf sie reagiert? Vielleicht verraten Albert Zink ja die Proteine des Immunsystems, nach denen er in der Gletschermumie suchen will, ein paar Geheimnisse über die Reaktionen, mit denen sich der Organismus des Steinzeitmanns gewehrt hat, und darüber, welche Erreger ihn damals überhaupt geplagt haben. Abwegig ist das nicht, immerhin haben die Forscher bereits solche Immunsubstanzen nachgewiesen, die bei Magengeschwüren aktiv sind. Auch die Vielfalt der Mikroorganismen, die im Darm von Ötzi zu Hause waren, möchte Thomas Rattei mit den Bewohnern der Verdauungsorgane von Menschen des 21. Jahrhunderts vergleichen.

Wer hat den Pfeil geschossen, der Ötzi unmittelbar vor seinem Tod in den Rücken traf?

Für den Steinzeitmann spielten diese Fragen keine Rolle mehr, als ihm am Tisenjoch ein Pfeil in den Rücken traf. Die Spitze dieses Geschosses entdeckten die Forscher erst im Juli 2001 auf Röntgenbildern. Die Steinspitze verletzte eine Schlagader, im umgebenden Gewebe sehen die Forscher noch heute einen großen Bluterguss. Ötzi könnte durch diese Verletzung gut ohnmächtig geworden und danach verblutet sein. Die Pfeilspitze wurde bis heute nicht aus der Gletschermumie entfernt. "Dabei könnte man vermutlich etwas über die Herkunft des Pfeils erfahren und so den Täter weiter einkreisen", ist Alexander Binsteiner überzeugt, der ab 1993 an der Universität Innsbruck als Chefgeologe Ötzi untersucht hat und anerkannter Spezialist für Feuerstein ist, aus dem auch die Pfeilspitze hergestellt wurde.

Die Eismumie Ötzi auf dem Untersuchungstisch | Forscher haben Ötzi gründlich untersucht und über die Jahre immer wieder neue Erkenntnisse gewonnen. Doch weiterhin birgt die Gletschermumie viele Geheimnisse – nicht alle lassen sich durch die Untersuchung ihres Körpers lüften.

Als Alexander Binsteiner damals die Ausrüstung untersucht hat, mit der der Steinzeitmann gefunden wurde, wusste noch niemand, dass in seinem Rücken eine Pfeilspitze steckt. Und heute wollen die verantwortlichen Wissenschaftler die Pfeilspitze für weitere Untersuchungen nicht aus dem Rücken operieren. "Dabei würde die Mumie wahrscheinlich verletzt", erklärt Albert Zink. Vor allem aber würden die Archäologen sich mit einem Entfernen der Pfeilspitze auch die Chance verbauen, mit in Zukunft besseren Diagnosemethoden genauer als bisher möglich zu untersuchen, welche Verletzungen der Pfeilschuss nach sich zog. Im Gegenzug würde die Pfeilspitze vielleicht verraten, dass sie genau wie die sechs Feuersteingegenstände, die zusammen mit Ötzi gefunden wurden, aus den Lessinischen Bergen nördlich der oberitalienischen Stadt Verona stammen. Die Feuersteine von dort aber waren damals weit verbreitet und wurden selbst in Pfahlbauten in der Schweiz, Bayern und Oberösterreich gefunden. Über den Schützen des Pfeils würde die Spitze also wenig verraten. Bei einem so geringen möglichen Ertrag lassen die Forscher den Feuerstein dann doch lieber dort, wo er seit 5300 Jahren steckt.

2007 wurden noch ein Schädelbruch und ein Bluterguss am Schädel der Gletschermumie entdeckt: Ötzi könnte nach dem Pfeilschuss umgefallen und sein Kopf dabei auf einen Felsen geprallt sein. An dieser schweren Verletzung starb der Gletschermann vielleicht. Doch der Schädelbruch könnte auch Folge eines Schlags mit einem stumpfen Gegenstand sein – so würden es Gerichtsmediziner ausdrücken. Friedlich verliefen Ötzis letzte Tage jedenfalls nicht. Forscher entdeckten 2003 eine tiefe Verletzung an der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger. "Sie könnte entstanden sein, als der Gletschermann einen Angriff mit einem Dolch oder einem Beil abwehren wollte", spekuliert Albert Zink. Der Heilungsprozess hatte bereits begonnen, die Wunde hatte Ötzi sich also mindestens einen Tag vor seinem Tod zugezogen. Abschürfungen und Prellungen an verschiedenen Körperteilen lassen einen Nahkampf in dieser Zeit vermuten. Nur weiß eben niemand, was damals genau passiert ist. Bisher gibt es nur Vermutungen.

War der Steinzeitmann nach einem möglichen Konflikt vielleicht auf der Flucht, wie einige Forscher spekulieren? Dazu passt aber nicht so recht, dass er einer Analyse seiner Verdauungsorgane zufolge gerade mal eine Stunde vor seinem Tod eine kräftige Mahlzeit mit Steinbockfleisch, Vollkornbrot und Gemüse verzehrte. Andererseits ist das Tisenjoch ein idealer Rastplatz für einen Wanderer, der in wenigen Stunden rund 2000 Meter dort hinaufgestiegen ist. Pfeile und den 180 Zentimeter langen Bogen aus Eibenholz hatte Ötzi so an einen Felsen gelehnt, wie Wanderer heute ihren Rucksack abstellen würden. Dort lag diese Waffe auch noch, als der Gletscher 5300 Jahre später den Steinzeitmann und seine Ausrüstung wieder frei gab. An dieser Stelle bläst der Wind nicht allzu sehr, und der Steinzeitmann hatte während seiner Rast eine hervorragende Sicht. Nicht nur auf das Alpenpanorama, sondern auch auf mögliche Verfolger. Weshalb aber überraschte ihn dann doch ein Pfeil, der ihn in den Rücken traf? Die Situation scheint vertrackt. Deshalb haben die Forscher aus Bozen inzwischen Spezialisten der Münchner Kriminalpolizei um Hilfe gebeten. Doch die Ergebnisse dieser "Profiler" stehen noch aus.

Weshalb war er überhaupt dort oben unterwegs?

Mit Sicherheit interessieren sich die Kriminalbeamten auch für die Frage, die ebenfalls viele Forscher umtreibt: Was hatte Ötzi überhaupt dort oben zu suchen? War er nur auf der Flucht? Wenn ja, weshalb blieb er dann nicht in den tieferen Lagen des Vinschgaus im heutigen Südtirol, in dem er nach Isotopenanalysen etliche Jahre vor seinem Tod lebte? Wer in einer Notsituation auf einen hohen Gebirgspass geht, auf dem selbst im Hochsommer ein Schneesturm toben kann, dem dürfte das Gelände nicht unbekannt sein. War Ötzi vielleicht schon früher über diesen Pass Richtung Norden gelaufen? Alexander Binsteiner kann sich das gut vorstellen. Schließlich hatte der Gletschermann eine Axt bei sich, deren Schneide aus Kupfer gemacht war, das vom Mitterberg im Salzburger Pongau stammte. Kupfer war damals sehr selten und entsprechend wertvoll. Ötzis Kupferbeil war ein Vermögen wert, er gehörte also eher zur Oberschicht, mittellos war er wohl kaum. Wobei jedoch über die Gesellschaftsstrukturen seiner Zeit nur sehr wenig bekannt ist.

Um Ötzi seine letzten Geheimnisse … | … zu entlocken, untersuchen die Forscher die Mumie mit modernsten Methoden. In den Labors herrschen Minusgrade und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. So nimmt der empfindliche Leichnam keinen Schaden.

Einen Verdacht auf seinen Job könnten seine Haare liefern, in denen Forscher relativ große Mengen des hochgiftigen Arsens entdeckten. Genau dieses Element aber findet sich auch in erklecklichen Mengen im Kupfer vom Salzburger Mitterberg. Könnte Ötzi dieses Kupfer also vielleicht verarbeitet haben und dabei einiges Arsen abbekommen haben, das der Organismus gern in den Haaren deponiert? Kannte der Steinzeitmann vielleicht den Pass deshalb gut, weil er dort nach Norden zog, um aus dem Salzburger Land Kupfer zu holen? War er also als Händler im Norden, zog er vielleicht sogar auf Raubzügen über das Tisenjoch? Für beides sind eine gute Kondition und durchtrainierte Muskeln sicher eine gute Voraussetzung, weil man damals meist zu Fuß unterwegs war. Indizien mag es geben, trotzdem bleiben solche Überlegungen nicht mehr als Vermutungen. Zuverlässig lässt sich auch diese Frage nicht beantworten.

Weshalb behielt er sein wertvolles Kupferbeil und weitere Wertgegenstände auch über den Tod hinaus bei sich?

Das Kupferbeil wirft noch eine weitere Frage auf: Wieso hatte der Schütze des Pfeils – wer auch immer das gewesen sein mag – diese Waffe nicht mitgenommen? Schließlich war sie äußerst wertvoll. Auch Pfeil und Bogen tastete der Täter nicht an; die wertvolle Bärenfallmütze nahm er ebenfalls nicht an sich. Dagegen zog er den Schaft des Pfeils wieder aus der Wunde. Und das, als Ötzis Herz noch schlug. Das weiß man, denn es finden sich Blutspuren im Schusskanal. Das Herz muss also nach Entfernen des Schaftes noch Blut dorthin gepumpt haben. "Wollte der Täter damit vielleicht seine Spuren verwischen und hat deshalb den Schaft mitgenommen?", überlegt Albert Zink.

Perfekte Waffen |

In Ötzis Köcher fanden sich neben zwölf grob bearbeiteten Schäften auch zwei schussbereite Pfeile. Sie sind knapp 90 Zentimeter lang und aus den kräftigen Ästen des Wolligen Schneeballs gefertigt. Die Feuersteinspitze wurde mit Hilfe von Birkenteer eingeklebt, dem pechähnlichen Destillat aus verschwelter Birkenrinde. Zur weiteren Sicherung diente eine Fadenumwicklung.

Am Schaftende finden sich die bis heute ältesten Überreste einer dreiteiligen Radialbefiederung. Sie wurde mit Birkenteer und dünnen Nesselfäden angebracht und stabilisierte den Pfeil im Flug.

Alexander Binsteiner geht von einem ganz anderen Zusammenhang aus: Könnte Ötzi nicht Händler gewesen sein, der mit Kumpanen zusammen Kupfer aus dem Salzburger Land holte? Als die Gruppe wieder einmal unterwegs war, lauerten ihr Wegelagerer auf. Ötzi bekam einen Pfeil in den Rücken, seine Kumpel aber konnten die Angreifer zurückschlagen. Den Pfeilschaft konnten sie zwar aus dem Rücken ziehen, doch ihre Hilfe kam zu spät. Den verstorbenen Ötzi bestatteten sie dann oben auf dem Tisenjoch in einer natürlichen Rinne. Und zwar, wie es zu der Zeit üblich war, mit seiner persönlichen Ausrüstung und damit auch mit dem wertvollen Kupferbeil.

Einen solchen Handel nicht nur mit Kupfer, sondern auch mit vielen anderen Gegenständen gab es damals zwischen verschiedenen Regionen Europas. Das hat Alexander Binsteiner nachgewiesen. Räuber gab mit Sicherheit auch. Trotzdem hat die Überlegung einen Haken: Analysen seines Verdauungstrakts zeigen eindeutig, dass Ötzi sich in den Tagen vor seinem Tod südlich des Tisenjochs aufgehalten hat. Er war also auf dem Weg nach Norden. Wenn er wirklich Händler war, wollte er das wertvolle Kupfer also erst holen. Weshalb aber sollte seine Karawane dann überfallen worden sein? "Auch einer seiner Arme war so abgewinkelt, wie es bei einem tödlich Getroffenen passieren kann", überlegt Albert Zink. Wenn seine Kameraden ihm hätten helfen wollen, hätten sie sicher den Arm in eine bequemere Stellung gelegt. Und Pfeil und Bogen hätten sie wohl auch nicht am Felsen stehen lassen, sondern dem Toten mit seinem Kupferbeil mit ins Grab gegeben.

Albert Zink glaubt daher eher an einen Konflikt, der schon einige Zeit dauerte und von dem unter anderem auch die Wunde in der Hand stammte. Am Tisenjoch könnte der Täter Ötzi dann überrascht und mit einem Pfeil von hinten erschossen haben. Eventuell hat er ihm auch noch den Schädel eingeschlagen. Anschließend könnte er den Pfeilschaft aus dem Rücken gezogen und den Sterbenden am Tisenjoch zurückgelassen haben. Beweise aber fehlen Albert Zink genau wie Alexander Binsteiner. Der Fall Ötzi bleibt also vorerst ungelöst, und die Ermittlungen gehen weiter.

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