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Raubkatzen: Löwen lassen unbekannten Brüller los

Das Brüllen eines Löwen geht durch Mark und Bein. Nun zeigt sich: Die Tiere röhren unterschiedlich. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die Katzen zu unterscheiden.
Ein Löwe mit einer prächtigen Mähne steht in einer trockenen Graslandschaft und brüllt. Sein Maul ist weit geöffnet, und die Zähne sind sichtbar. Die Umgebung ist von trockenem, gelblich-braunem Gras geprägt.
Ein Löwe steht brüllend in der Savanne. Was er mitteilen will, ist noch unklar.

Wenig lässt einem Safari-Touristen wohl ähnlich stark das Blut in den Adern gefrieren wie das nächtliche Brüllen eines Löwen in der Nähe des eigenen Zelts. Diese Lautäußerung aus voller Kehle ist jedoch nicht das einzige Brüllen, dass die Großkatzen äußern können. Das zeigen Auswertungen von Jonathan Growcott von der University of Exeter und seinem Team, die im tansanischen Nyerere-Nationalpark Löwen belauscht und ihre Rufe anschließend mit künstlicher Intelligenz untersucht haben.

Insgesamt hatten die Wissenschaftler mehr als 3100 Lautäußerungen der Raubkatzen aufgezeichnet, von denen aber ein Großteil nur Ächzen oder Grunzen war. Übrig blieben 700 Brüller, bei denen die Analyse dann so deutliche Unterschiede erbrachte, dass Growcott und Co sie in zwei Kategorien einteilen konnten: Neben Brüllern aus voller Kehle erzeugen Löwen noch eine weitere Form, welche die Forscher als »Zwischenbrüller« (intermediary roars) bezeichnen und die sich akustisch von den Vollbrüllern abheben.

Diese Brüllereien unterscheiden sich zudem individuell – nicht unbedingt für das menschliche Gehör, aber doch mithilfe von künstlicher Intelligenz: Die Wissenschaftler trainierten ein entsprechendes Modell, das anschließend in mehr als 95 Prozent der Fälle exakt die Lautäußerungen einzelnen Tieren zuordnen konnte. Damit erhoffen sich die Wissenschaftler bessere Bestandszählungen und Überwachung der Löwenzahlen aus der Ferne, indem sie im Verbreitungsgebiet der Tiere Mikrofone platzieren und die Daten anschließend bioakustisch auswerten. Dies sei verlässlicher als Kamerafallen oder das Zählen von Spuren im Gelände, schreibt Growcotts Team in einer Mitteilung.

Eine ähnliche Studie hat auch bei Tüpfelhyänen nachgewiesen, dass deren Lautäußerungen komplexer sind als bislang angenommen. Für das menschliche Ohr hört sich ihr »Lachen« sehr gleichförmig an. Doch statt der drei bekannten Rufe nutzen sie mindestens vier, so die Forscher.

  • Quellen
Growcott, J. et al., Ecology and Evolution 10.1002/ece3.72474, 2025

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