Direkt zum Inhalt

Tierverhalten: Hunde haben feste Routen, Katzen streifen frei durchs Revier

Eine Studie an Wildtieren belegt, dass Hunde- und Katzenartige ihr Revier auf unterschiedliche Art patrouillieren: Erstere laufen gern auf festen Routen, letztere nutzen lieber unterschiedliche Pfade.
Ein Luchs steht aufmerksam auf einem mit Moos bedeckten Felsen in einem Wald.
Luchse wandern auch mal fernab der vielgenutzten Routen über Stock und Stein durch ihr Umfeld – Hundeverwandte wie Wölfe und Kojoten halten sich hingegen eher an etablierte Wege.

Katzen gehen gern ihren eigenen Weg, während Hunde sich eher an altbekannte Pfade halten – viele Tierhalter werden sich zwar mit dieser Aussage instinktiv bestätigt fühlen. Doch es ist gar nicht trivial, derartige Verhaltensmuster in freier Wildbahn nachzuweisen. Ein Team um Justin Calabrese vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf hat dafür ein großes Set an GPS-Daten analysiert, um den Bewegungen der wilden Cousins von Stubentigern und Schoßhündchen auf die Schliche zu kommen. Dabei bestätigte sich das oben beschriebene Bild: Während Wölfe und Füchse in ihrem Revier vor allem Routenwege – eine Art tierische Schnellstraße – etablierten und nutzten, bewegten sich Katzen wie Luchse, Löwen und Leoparden unberechenbarer und ungleichmäßiger durch ihre Umgebung. 

Das multinationale Forschungsteam trug für das Projekt die Daten von 1239 Tieren zusammen. Diese teilten sich auf 18 Katzen- und 16 Hundearten auf und entstammten allen Teilen der Welt. Sämtliche Individuen waren mit GPS-Sendern ausgestattet worden, was es den Forschenden erlaubte, deren Bewegungen in freier Wildbahn zu beobachten. Für die Analyse errechneten sie den Faktor »Gratdichte«, der umso größer war, je mehr das Tier in seinen Streifzügen gewohnten Wegen treu blieb. Bei den untersuchten Hundearten fiel ebendieser Wert im Schnitt viel höher aus als bei den Katzen. In manchen Regionen kam mindestens jeweils eine Art aus der Gruppe der Katzen- beziehungsweise Hundeartigen im selben Lebensraum vor. Hier konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Laufwege der Tiere direkt gegeneinander abgleichen. Bei diesen Analysen zeigten sich die Unterschiede zwischen den Spezies sogar noch deutlicher als beim Vergleich der Überfamilien. 

»Wildlebende Hunde- und Katzenartige bewegen sich auf grundlegend unterschiedliche Weise durch ihre Heimatgebiete, auch wenn sie häufig ähnlich groß sind, ähnliche Habitate bewohnen und ähnliche Beutetiere bevorzugen«, fasst Calabrese die Studienergebnisse gegenüber dem Informationsdienst Wissenschaft (idw) zusammen. Trotz der Vielzahl untersuchter Arten und der unterschiedlichen Datenquellen seien die gefundenen Unterschiede deutlich und konsistent, betont der Ökologe. Was die Methode jedoch nicht offenbart, ist, ob mehrere Artgenossen auf denselben Pfaden unterwegs waren. Bei Rudeltieren wäre das durchaus denkbar, doch diese Möglichkeit wird in der Studie nicht thematisiert.

Die Fachleute stellen in der Arbeit auch eine Theorie dazu auf, warum Hunde sich augenscheinlich stärker auf etablierte Pfade verlassen. Die Tiere verfügten verglichen mit Katzen über einen sehr ausgeprägten Riechsinn. »Der hilft ihnen möglicherweise dabei, bevorzugte Strecken zu etablieren und wiederzufinden«, so der leitende Autor William Fagan. 

Der klare Unterschied zwischen Hunden und Katzen überraschte selbst die Forscherinnen und Forscher. Bisher hatte man angenommen, dass sich die Bewegungsmuster von Fleischfressern in freier Wildbahn stark ähneln. Auf dieser Vorstellung basieren zahlreiche Modelle, die davon ausgehen, dass die Räuber sich beliebig in ihrem Verbreitungsgebiet bewegen. Die neuen Erkenntnisse könnten diese Modelle schärfen und so eine genauere Vorhersage von Bewegungsmustern unterschiedlicher Arten ermöglichen. Aus den besseren Prognosen könnten sich wiederum Vorteile für den Wildtierschutz ergeben, hoffen die Wissenschaftler.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

  • Quellen
Fagan W. F. et al., PNAS 10.1073/pnas.2401042122, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.