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Arbeitswelt: Menschen mit Viertagewoche fühlen sich glücklicher und produktiver

Vier Tage Arbeit bei vollem Lohnausgleich – kann das gutgehen? Der bislang größte wissenschaftliche Versuch dazu zeigt, dass das Modell erstaunlich gut funktionieren könnte.
Eine Person geht bei Sonnenuntergang entlang eines modernen Gebäudes mit Glasfassade. Sie trägt einen zusammengeklappten Elektroroller und hat eine gelbe Jacke über die Schultern gelegt. Die Szene ist in warmes, goldenes Licht getaucht, das lange Schatten auf den Boden wirft. Im Hintergrund sind städtische Strukturen und ein klarer Himmel zu sehen.
Wenn das Wochenende schon Donnerstagabend beginnt, geht es vielen spürbar besser.

Statt fünf Tagen pro Woche nur noch vier zu arbeiten – bei vollem Gehalt –, kann die Gesundheit und Zufriedenheit von Beschäftigten messbar verbessern. Das zeigt eine Studie, die im Fachblatt »Nature Human Behaviour« erschienen ist. Knapp 2900 Angestellte aus sechs Ländern spürten nach einem halbjährigen Testzeitraum im Schnitt weniger Erschöpfung und mehr Freude an der Arbeit.

Ein Team um die Soziologin Wen Fan vom Boston College in Chestnut Hill begleitete 141 Unternehmen aus Australien, Neuseeland, Irland, Großbritannien, Kanada und den USA, die probeweise die Viertagewoche einführten. Die Auswahl der Unternehmen, die von Sozialdiensten über Forschungsinstitute bis hin zu IT-Firmen reichten, erfolgte nicht repräsentativ – sie hatten sich zuvor freiwillig bei der NGO »4 Day Week Global« gemeldet, die den Testlauf organisierte.

Die Arbeitszeit sank dabei im Schnitt um fünf Stunden pro Woche. Den Umstellungen gingen interne Maßnahmen zur Effizienzsteigerung voraus, etwa die Streichung unnötiger Meetings. Erhoben wurden unter anderem das Ausmaß von Burnout-Symptomen und die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten – jeweils zu Beginn und am Ende der sechs Monate. In allen Bereichen zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe aus zwölf Unternehmen, die an dem Projekt interessiert, aber letztlich bei der Fünftagewoche geblieben waren, ein positiver Effekt. Besonders deutlich fiel der Rückgang von Anzeichen für einen Burnout aus, gefolgt von Verbesserungen bei der Jobzufriedenheit und der allgemeinen psychischen Gesundheit. Auch die körperliche Gesundheit nahm leicht zu.

Beim Heilmittel Freizeit macht die Dosis offenbar einen Unterschied. Je stärker die Stundenzahl beim Einzelnen reduziert wurde, desto größer war der gesundheitliche Gewinn. Eine zentrale Rolle spielten dabei drei vermittelnde Faktoren: Wer weniger arbeitete, schlief besser, fühlte sich weniger erschöpft und hatte das Gefühl, in der verbleibenden Arbeitszeit leistungsfähiger zu sein.

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass eine Viertagewoche das Wohlbefinden effektiv fördern kann. Und wie ging es den Unternehmen dabei? Diese erlitten in der Regel offenbar keinen wirtschaftlichen Schaden durch das Zeitgeschenk an die Angestellten. Laut Wen Fan gaben 90 Prozent an, beim neuen Modell bleiben zu wollen. Fan und ihre Kollegen sprechen sich für weitere Studien aus, um die Befunde zu untermauern – am besten dann mit einer zufälligen Zuteilung von Betrieben zur Test- und zur Kontrollgruppe.

  • Quellen
Fan, W. et al., Nature Human Behaviour 10.1038/s41562–025–02259–6, 2025

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