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Regenwald: Abholzung lässt Niederschläge schwinden

Allen Versprechungen zum Trotz geht die Abholzung am Amazonas weiter. Das hat negative Folgen für die Regenmengen der Region.
Luftaufnahme eines Regenwaldes in Porto Velho, Brasilien, der abrupt in eine gerodete, trockene Fläche übergeht. Links ist dichter, grüner Wald zu sehen, während rechts eine braune, karge Landschaft mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern dominiert. Die klare Trennlinie zwischen den beiden Bereichen verdeutlicht den Kontrast zwischen unberührter Natur und menschlichem Eingriff.
Im südlichen Amazonasraum gibt es immer wieder scharfe Grenzen zwischen noch stehendem Regenwald und angrenzenden Viehweiden.

Zwischen August 2024 und Juli 2025 wurden rund 4500 Quadratkilometer Amazonasregenwald in Brasilien abgeholzt – einer der niedrigsten Werte in den letzten Jahren. Doch seit 1985 summiert sich die Umwandlung von Wald zu Viehweide oder Sojaplantage auf eine halbe Million Quadratkilometer, was ungefähr der Fläche Frankreichs entspricht. Und diese Verluste haben Folgen für das regionale Klima und Wetter, wie eine Studie von Marco Franco von der Universität São Paulo und seinem Team erneut bestätigt: Zwischen 1985 und 2020 ging die durchschnittliche Regenmenge im brasilianischen Regenwald um 21 Millimeter zurück – und zu rund 75 Prozent geht dies auf die Abholzung zurück; nur ein Viertel wurde durch den Klimawandel verursacht.

Diese Mengen entsprechen etwa acht Prozent des früher üblichen Niederschlags in der Trockenzeit, während der die Vegetation besonders auf Wasser angewiesen ist. Gleichzeitig stiegen die mittleren Temperaturen im überwachten Zeitraum um zwei Grad Celsius an, wobei hier der Klimawandel mit mehr als 80 Prozent Anteil die entscheidende Triebfeder war. Höhere Temperaturen bei geringeren Regenmengen trocknen die Vegetation stärker aus und machen sie anfälliger für Feuer, die zur Brandrodung eingesetzt werden.

Für ihre Studie hatten Franco und Co Daten aus 29 Regionen im brasilianischen Amazonasgebiet ausgewertet, die mithilfe von Satelliten und atmosphärischen Messungen gesammelt wurden. Damit speisten sie verschiedene statistische Modelle, um den jeweiligen Anteil von Entwaldung und Klimawandel zu berechnen. Die stärksten Effekte traten dabei laut der Analyse in der Frühphase der Entwaldung auf, als 10 bis 40 Prozent der früheren Waldfläche zerstört waren. 

Niederschläge im großen Regenwald des Amazonsbeckens sind dabei eine komplexe Geschichte, denn das Ökosystem macht einen Teil seines Klimas selbst: Konstantes Recycling von Wasser durch Verdunstung sorgt dafür, dass feuchte Luftmassen vom Atlantik sich stets regenerieren und so bis zu den Anden immer wieder neue Niederschläge verursachen. Die Fernwirkung dieser sogenannten atmosphärischen Flüsse reicht bis weit ins Zentrum Südamerikas und sorgt noch in Bolivien, Paraguay oder Nordargentinien für Regen, den dort auch die Landwirtschaft benötigt. Abholzung lässt diese Pumpe jedoch zunehmend stottern und erhöht das Risiko für weitere Dürren im Amazonasgebiet und darüber hinaus.

  • Quellen
Franco, M. et al., Nature Communications 10.1038/s41467–025–63156–0, 2025

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