Direkt zum Inhalt

Regenwald: Kohlendioxid lässt Baumriesen mächtiger werden

Mehr Kohlendioxid in der Luft bedeutet stärkeres Pflanzenwachstum – zumindest am Amazonas. Doch das Ergebnis ist zweischneidig.
Luftaufnahme eines dichten, grünen Regenwalds unter einem klaren blauen Himmel mit vereinzelten weißen Wolken. Die Baumkronen variieren in Grüntönen und bilden ein dichtes Blätterdach. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Weite und natürlicher Schönheit.
Die sogenannten Übersteher dominieren das Kronendach des Amazonasregenwalds und profitieren vom Kohlendioxid.

Mehr Kohlendioxid bedeute auch mehr Nahrung für Pflanzen: Das ist ein beliebtes Argument, um den Einfluss des Gases auf das Klima zu verneinen. Und zumindest für Teile der Welt stimmt dies auch, etwa für Baumriesen am Amazonas. Parallel zu den steigenden Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre wuchsen dort vor allem große Bäume kräftiger. Das zeigt eine Datenreihe, die Bäume aus verschiedenen Bereichen des Regenwalds über Jahrzehnte erfasst hat. In den letzten 30 Jahren nahm der Stammumfang der Gewächse um durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahrzehnt stärker zu als im vorherigen Vergleichszeitraum, zeigen Adriane Esquivel-Muelbert von der University of Cambridge und ihr Team. Zugleich nahm die Anzahl großer Bäume zu.

Gerade die großen Bäume speichern also mehr Kohlenstoff in ihren Stämmen, was die Senkenwirkung des Regenwalds für das Treibhausgas stärkt. Die Ergebnisse seien zudem konsistent über das gesamte Amazonasbecken und nicht nur regional oder gar lokal begründet, schreiben Esquivel-Muelbert und Co. Das Wachstum der großen Bäume geht allerdings auf Kosten kleinerer Gewächse, die von hochwachsenden Arten verdrängt oder unterdrückt werden: Diese gewinnen den Kampf um das Sonnenlicht und Wasser und überschatten niedrigere Pflanzen, deren Anzahl auf den Testflächen tendenziell abnahm. 

Unabhängig davon legten kleinere Bäume ebenfalls an Biomasse zu: Ihr Stammdurchmesser nahm gleichermaßen zu, während ihre Anzahl an sich abnahm. Das Ergebnis zeige, wie resilient die Vegetation am Amazonas sei, schreibt die Arbeitsgruppe: Die Region wurde in den letzten Jahren immer wieder von starken Dürren getroffen; zugleich sorgten häufigere Stürme dafür, dass Bäume öfter umstürzten.

Das Ergebnis ist zudem zweischneidig: Gerade die großen, kräftigen Bäume sind bevorzugtes Ziel von Holzfällern, die es auf Edelholz abgesehen haben. Werden sie abgesägt, füllen zwar schnell wachsende Pionierarten die Lücke, doch dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis neue Baumriesen wieder ähnlich viel Kohlenstoff eingelagert haben wie die abgesägten. Viele der betroffenen Flächen werden nach Entnahme der wertvollsten Bäume zerstört und abgebrannt, um Platz für Viehweiden zu schaffen. 

Der Holzzuwachs bei den Baumriesen reicht jedoch nicht aus, um den Anstieg des Treibhausgases in der Atmosphäre zu stoppen. Das zeigen die zunehmenden Konzentrationen an Kohlendioxid in der Luft. Ein besserer Waldschutz am Amazonas könnte den Zuwachs zumindest bremsen.

  • Quellen
Esquivel-Muelbert, A. et al., Nature Plants 10.1038/s41477–025–02097–4, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.