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Iran: Regierung zerstört Grabmal

Im Iran ist dem religiösen Eifer ein Kulturdenkmal zum Opfer gefallen. In der Nähe der Stadt Kashan, südliche von Teheran, wurde das Grabmal Abu Lulus – auch bekannt als Firuzan – auf Anordnung der Regierung zerstört. Sie kam damit einem Wunsch nach, den eine sunnitische Gesandtschaft Anfang des Jahres geäußert hatte.

Abu Lulu gilt als schiitischer Märtyrer, obwohl er modernen Forschungen zufolge höchstwahrscheinlich ein Anhänger des Zoroastrismus, der Lehre des Zarathustra, war. Im Jahre 645 ermordete er in Persien den muslimischen Kalifen Umar al-Chattab, der das arabische Kalifat bereits bis Ägypten ausgedehnt hatte und durch die Zerschlagung des Sasanidenreiches die islamische Expansion auch im heutigen Iran vorantrieb. Die Männer des Kalifen töteten Abu Lulu kurz nach seiner Tat.

Im 14. Jahrhundert wurde er unter dem Herrschergeschlecht der Safaviden zum schiitischen Märtyrer, da sie in ihm einen Gegner der sunnitischen Glaubensrichtung erkennen wollten. Die wütenden Demonstranten, die gegen den Abriss des Denkmales protestierten sehen das jedoch anders: Unter ihnen gilt der Sklave als ein mutiger Kämpfer für Persien, der sein Land gegen feindliche arabische Eindringlinge verteidigen wollte. Religiöse Motive seien hier gar nicht von Belang, sondern einzig und allein die Bedeutung Abu Lulus für die iranische Geschichte.

Wie das ursprüngliche Grab ausgesehen hat, ist unbekannt. Die Grabstätte, so wie sie heute existiert (oder bis vor kurzem noch existierte) stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in dem sie vollständig restauriert wurde. Das Mausoleum besaß eine große – außen mit türkisfarbenen Kacheln und innen mit Deckengemälden versehene – Kuppel. Außerdem wurde während der Restaurierung eine neue Grabplatte aufgestellt.

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